Am Beginn war "Babel", welches allmählich durch die regionale Zusammengehörigkeit zu einer gemeinsamen Sprache führte. Aufgrund dieser Sprache entstand das Gefühl eines Stammes, eine Beeinflussung im kulturellen Sinn sowie im Handeln und Denken. Diese Prozesse hatten ihren Ursprung im Zeitraum des frühen Mittelalters, und wurden durch die Jahrhunderte hindurch intensiviert, kultiviert und konserviert. Wenn sich wie im hier gegebenen Fall ein Stamm geografisch ausbreitete und reichlich vermehren konnte ist seine Kultur dadurch weiträumig sichtbar. Dieser weite Raum richtete sich a priori nach geografischen, topografischen, klimatischen sowie strategischen Gegebenheiten und Bedürfnissen. Durch diese Prozesse wurde eine Gruppe zu einem Volk, einer Ethnie und schließlich zu einer Nation. Diese frühen Nationen waren keinesfalls abgeschlossen, mehr noch, sie entwickelten sich kontinuierlich weiter, begründeten heterogene Stämme oder Völker, welche die Quellen unserer zumeist homogener Nationen darstellen. Dieser Bericht gliedert sich Erstens in den Historischen Abriss, Zwotens in Die Deutsche Frage und abschließend steht das Conclusio.
Österreich, der Name des Landes, welches die dortigen Deutschen zu ihrer neuen Heimat machten, im staatlichen und ethnischen Begriff. Es war der habsburgische Staat in dem die Deutschen den Reichsgedanken vollzogen und die Führung innehatten. Um diese hier vorgestellte Abhandlung, das heutige Verhältnis zwischen Österreich und Deutschland festzustellen, bedarf es zuerst eines historischen Abrisses des mitteleuropäischen HRR, des Heiligen Römischen Reiches (ab dem 15. Jahrhundert mit dem Zusatz "Deutscher Nation"). Dieses Reich stand in ideologischer Nachfolge der universellen Kaiser- und Reichsidee des Römischen Reiches der Antike sowie des frühmittelalterlichen Frankenreiches Karl des Großen (Karolinger). Nach dem Tod von Karls Sohn und Nachfolgers Ludwig des Frommen wurde dieses Reich 843 beim Frieden von Verdun zwischen Ludwigs drei Söhnen aufgeteilt; in das Westfränkische Reich, das Mittelreich Lothringen mit der Kaiserwürde und in das Ostfränkische Reich. 962 wurde mit König Otto dem Großen aus der Dynastie der Ottonen erstmals ein ostfränkischer König durch den Papst zum Kaiser gesalbt, was dadurch eben das Anrecht der ostfränkischen Herrscher auf das antike römische Kaisertum begründete, und somit das Heilige Römische Reich gründete. In weiterer Folge verblieb die Kaiserkrone bei den Ottonen um hernach an die Salier und Staufer zu gelangen.
Neben der Entwicklung im Reich hatte sich auch eine Erneuerung auf dem Boden des heutigen Österreich vollzogen. Ursprünglich slawisches Territorium wurde die "Marchia orientalis" als Grenzmark gegen den Osten ab dem beginnenden 9. Jahrhundert von Bayern aus kolonisiert. Anfangs erstreckte sich die "Marchia orientalis" - die dem Stammesherzogtum Bayern zugehörig war - im Bereich des heutigen Mostviertel in Niederösterreich. 907 von den Ungarn erobert, wurde die Mark 976 wieder hergestellt, und unter der aus Bamberg in Franken (Herzogtum Bayern) stammenden Familie, die nachträglich als Babenberger zusammengefasst wurde, verwaltet. Als erster Markgraf tritt uns Luitpold I. entgegen. Aus 996 datiert die älteste urkundliche Erwähnung des Namens "Ostarrichi" (Ostreich), aus dem in späterer Zeit "Österreich" entstand, aber auch noch länger in der Form von "Osterlant" gebräuchlich war. Österreich unter den Babenbergern erhielt den Status einer Markgrafschaft des Heiligen Römischen Reiches mit weitgehend fürstlichen und landesherrlichen Rechten sowie einer de facto erlangten Unabhängigkeit von Bayern. Die beiden Länder (Markgrafschaften) Österreich und Steiermark wurden in Folge unter dem Namen "Österreich" zusammengefasst, da sich dort das Babenbergische Kernland befand. 1139 wurden die Babenberger aufgrund einer Auseinandersetzung zwischen dem Kaiser mit den bayrischen Welfen durch den Kaiser mit dem Herzogtum Bayern belehnt. Nach dessen Rückgabe an die Welfen, wurde die babenbergische Mark Österreich 1156 mittels des "Privilegium minus" (Kleiner Freiheitsbrief) in ein Herzogtum erhöht, was eine nun auch de jure erlangte Selbstständigkeit von Bayern zur Folge hatte. Im selben Jahr wurde Wien zur Residenz erhoben. 1192 fiel das Herzogtum Steiermark an die Babenberger. Eine seitens Herzog Friedrich II. den Streitbaren ab 1239 forcierte Erhebung der Babenbergischen Länder Österreich und Steiermark (Herzogtum seit 1180) in ein Königtum scheiterte an der Ablehnung dessen Nichte Gertrud von Österreich den annähernd fünfzigjährigen Kaiser Friedrich II. (Staufer) zu ehelichen. 1245 erhielt der Babenberger durch den Staufer als Zeichen seiner baldigen Königswürde einen königlichen Ring. Als Herzog Friedrich jedoch 1246 als letzter männliche Babenberger in der Schlacht an der Leitha gegen die Ungarn fiel, kam dessen Länderkomplex via seiner Schwester Margarete von Österreich ihrem Ehegatten, dem böhmischen König Ottokar II. Přemysl zu.
Nach dem Aussterben der kaiserlichen Dynastie der Staufer im Jahre 1250 gelangte das Reich in ein Interregnum in welchem kleinere Dynastien zur Königswürde gelangten. Durch die Wahl des schweizerischen Grafen Rudolf von Habsburg im Jahr 1273 wurde dieser unkonstante Abschnitt beendet. Im Reich wurde das habsburgische Königtum von König Ottokar von Böhmen streitig gemacht. 1278 kam es zur Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen in welcher Rudolf den böhmischen König besiegte, und auch die Ansprüche des HRR in den vormaligen babenbergischen Gebieten - in den Herzogtümern Österreich und der Steiermark nebst kleineren Gebieten - geltend machen konnte. Durch die Übernahme dieser beiden Territorien stieg das Haus Habsburg in den reichsfürstlichen Rang auf. Ab dem 14. Jahrhundert wurden die Habsburger aufgrund des Namen ihres Herzogtums, der "Herrschaft zu Österreich", vorwiegend als "Haus Österreich" bezeichnet, deren Länder zumeist als die Habsburgischen Erblande (ab der Zeit des 17. Jahrhunderts zunehmend auch als Habsburgermonarchie). Im 14. Jahrhundert alternierte die römische Königs- und Kaiserwürde zwischen den großen Häusern der Luxemburger und Wittelsbacher. 1356 ordnete die von Kaiser Karl IV. (Luxemburger) verfasste "Goldene Bulle" die endgültigen Modalitäten der Königswahl durch die sieben Kurfürsten des Reiches. Da die Habsburger darin nicht berücksichtigt wurden, ließ Herzog Rudolf IV. 1358/59 das "Privilegium maius" (Großer Freiheitsbrief) in Auftrag geben, das neben der Unteilbarkeit der habsburgischen Länder, einer automatischen Erbfolge in Primogenitur auch die Erhebung der Herzöge zu Pfalz-Erzherzögen - eines hierfür neu kreierten Titels - zum Inhalt hatte. Dieses Privilegium deklarierte das Haus Österreich als Erzhaus und stellte sie mit den Kurfürsten de facto auf eine hierarchische Stufe. Da Rudolfs Schwiegervater Kaiser Karl IV. diese Urkunden nicht anerkannte, wurden diese erst 1442 durch den habsburgischen Kaiser Friedrich III. für gültig erklärt. Seitens Herzog Rudolf ist auch aus 1364 die älteste Verwendung des zum dynastischen Leitspruch gewordenen "Tu Felix Austria nube" (Du glückliches Österreich heirate) überliefert, der die Heiratspolitik der Habsburger in Mittelalter und Neuzeit versinnbildlichte. Das Jahr 1379 markierte die erste von drei habsburgischen Länderteilungen innerhalb der Familie. Mit der Wahl des Habsburger Herzogs Albrechts II. im Jahr 1438 zum König und der Wahl seines Sohnes Friedrich III. 1440 zum König sowie dessen Krönung zum Kaiser im Jahre 1452 erfolgte die fast durchgehende Kaiserwürde des Hauses Österreich im Reich bis zu dessen Ende im Jahr 1806, unterbrochen lediglich von zwei kurzen Wittelsbacherischen Intermezzi. Sinnbildlich für die zur Schau gestellte Geltung und Haltung des Hauses steht die unter Kaiser Friedrich III. begründete Devise "A.E.I.O.U.", die den universellen Anspruch untermauerte. Ebenfalls unter Friedrich III. wurden die habsburgischen Linien wieder in einer Hand vereinigt. Das Haus Österreich entwickelte sich hierdurch zum Triebmotor und zugleich Bewahrer dieses in der europäischen Geschichte einzigartigen Gebildes des HRR. Sie versinnbildlichten wie keine andere Dynastie diesen Reichkomplex und mussten diesen gegen innere und äußere Usurpatoren und Aggressoren aufrechterhalten. Dies geschah vor allem auch als Kontrast und Antithese zu den sich abbildeten Nationalstaaten, in dem sie das mehr und mehr anachronistische gewordene HRR bis zu dessen Ende im Jahr 1806 bewahrten.
Parallel zu der Führungsmacht im HRR erwarb das Haus Österreich durch eine gezielte Heiratspolitik seiner Herrscher vor allem seitens Friedrich III. und Maximilian I. das Herzogtum Burgund (1477), die Kronen von Kastilien und Léon (1504), die weiteren Kronen Galicien, Granada, Aragón, Valencia, Mallorca, Navarra, Sardinien, Sizilien und Neapel, das daraus vereinte Königreich Spanien (1516), die Länder der böhmischen und ungarischen Krone (1526) sowie durch eine kriegerische Auseinandersetzung das Herzogtum Mailand (1535). Dieses Konglomerat an Königreichen, Herzogtümern und sonstigen Ländern wurde als Casa de Austria resp. als Habsburgerreich bezeichnet. Philipps Sohn Karl V. regierte alsbald dank der süd- und mittelamerikanischen Kolonien über ein Weltreich, "in dem die Sonne nicht unterging". Im "Wormser Vertrag" von 1521 erfolgte zwischen Karl V. und seinem jüngeren Bruder Ferdinand I. eine Reichstrennung, nach der die ältere spanische Linie die Herrschaft über das Königreich Spanien nebst deren großen Nebenländern in Europa, hier in Italien, Burgund und den Niederlanden, ausübte. Ferdinand erhielt die römisch-deutsche Kaiserkrone sowie die habsburgischen Länder, der österreichischen Erblande. 1529 erlebte Wien die erste 'Türkenbelagerung', die aber abgewehrt werden konnte. Die osmanischen Einbrüche in die österreichischen Länder blieben aber bis zum Ende des 17. Jahrhunderts eine andauernde Bedrohung. Nach dem Tod Karls im Jahre 1556 wurde diese Teilung in eine Spanische sowie eine Österreichische Linie nochmals bestätigt, wobei somit durch letztere der Grundstein für die spätere "Donaumonarchie" gelegt wurde. Im Laufe der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfolgte in den österreichischen Ländern eine Hinwendung von Adel und Bevölkerung zum Protestantismus. Um 1600 setzte die Rekatholisierung der Gegenreformation ein. Diese religiösen Spannungen führten in Böhmen zum Ständeaufstand, der 1618 mittels des Prager Fenstersturzes in den 30-jährigen-Krieg mündete. Nach der Aufhebung der ständischen Verfassung im Königreich Böhmen im Jahre 1627 wurde dieses wie seine Nebenländer Mähren und Schlesien ebenfalls zu erblichen Länder unter Habsburgs Krone. Der Ausgang des 30-jährigen-Krieges hatte die kaiserliche Zentralmacht im Reich erheblich geschwächt, sodass die Habsburger ihre Expansionen in den Süd-osteuropäischen Raum verlagerten. Im Zeitraum vom 16. bis in das 18. Jahrhundert hatten Habsburg und das Reich die Expansionsbestrebungen der französischen Bourbonen und des Osmanischen Reiches abzuwehren.1683 wurde die 'Zweite Wiener Türkenbelagerung' mithilfe eines Reichsheeres beendet. In den nachfolgenden Türkenkriegen konnte Habsburg mittels des fähigen Feldherren Prinz Eugen von Savoyen ganz Ungarn, Slawonien, das Banat und teilweise auch das serbische Königreich gewinnen. Als 1700 mit König Karl II. die spanischen Habsburger ausstarben, entbrannte zwischen den Habsburger Kaisern Joseph I. und seinem Bruder Karl VI. sowie dem französischen König Ludwig XIV. der Kampf um das spanische Erbe. Durch den unerwarteten Todes Josephs im Jahr 1711 war Karl VI. der letzte männliche Habsburger der mittels der spanischen Krone wie sein Ahne Karl V. über ein Weltreich geherrscht hätte, welches aber die europäischen Mächte verhindern wollten. Im Frieden von Utrecht von 1713 ging das Königreich Spanien mitsamt den Kolonien an eine Linie der französischen Bourbonenkönige, während Karl VI. die europäischen Nebenländer der spanische Krone - die Spanische Niederlande, Königreich Neapel und die Lombardei - erhielt. Karl VI. schuf im Zuge der "Pragmatischen Sanktion" von 1713 die Unteilbarkeit der habsburgischen Länder auch unter einer weiblichen Erbfolge. Hierdurch wurde das Königreich Ungarn mitsamt seinen Ländern ebenfalls nach den Prinzipien einer Primogenitur in den Kanon der erblichen Länder des Hauses Habsburg aufgenommen. Diese Ereignisse bildeten Marksteine einer beginnenden staatlichen Einheit.
Mit dem Ausbruch der Französischen Revolution von 1789 und der darauf sich ausbreitenden liberalen Ideen von "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" entwickelte sich - getragen durch ein fortschrittliches Bürgertum - eine neue Keimzelle, die seitens der reaktionären Reichsstände anfangs unterdrückt werden konnte. Mit der aggressiven Machtergreifung von Napoleon Bonaparte in Frankreich wurde das HRR in seinen Grundfesten stark angegriffen. 1804 krönte sich Napoleon selbst zum Kaiser der Franzosen, und stellte sein Reich damit in eine legitime Nachfolge des Frankenreiches Karl des Großen. Im selben Jahr begründete der letzte römisch-deutsche Kaiser Franz II. das erbliche Kaisertum Österreich, das sämtliche Königreiche und Länder der Habsburgermonarchie in- und außerhalb des HRR umfasste, als übergeordneter, monarchischer Titel kreiert wurde, und somit in dieser Eigenschaft nicht den erzherzöglichen Titel von Österreich, der sich auf das Erzherzogtum unter- und ober der Enns bezog, ersetzte. Es zählt aufgrund des universellen Anspruches des Hauses Österreich, als auch aufgrund der Vielfalt seiner Nationalitäten - der Österreichischen Völker - als ein ideologischer, völkerrechtlich als auch territorialer Nachfolger des HRR. Im Zuge des verlorenen Krieges gegen Frankreich unter Napoleon musste Österreich 1805 beim Frieden von Pressburg große Gebiete wie Tirol mit Vorarlberg an Bayern, Vorderösterreich und den Breisgau an Baden und Württemberg sowie Venetien, Istrien und Dalmatien an ein neues Königreich Italien abtreten. In diesem Zuge aber gelangte Salzburg an Österreich. 1806 verließen auf Drängen und Werben Napoleons hin die deutschen Länder wie Bayern, Württemberg, Hessen oder Sachsen das HRR, um als souveräne Staaten den unter einem französischen Protektorat stehenden Rheinbund zu begründen. Er galt neben Österreich und Preußen als 'Drittes Deutschland'. Dieser Austritt aus dem Reich war ein Bruch mit der Reichsverfassung. Darauf legte Franz auf Napoleons Drängen und Drohungen hin die Krone des Heiligen Römischen Reiches nieder, was somit das Reich beendete. Dieser Schritt der Entsagung des Kaisers war juristisch gesehen nicht haltbar, ein ebenfalls wie bei der Gründung des Rheinbundes der Reichsverfassung zuwiderlaufender Staatsstreich, aber realpolitisch fehlte es seitens Habsburg oder der Reichsstände an Willen und Stärke dieses Gebilde aufrecht zu halten. Somit wurden die letzten deutschen Länder wie Brandenburg-Preußen in die vollständige Souveränität entlassen.
Im Zuge der Napoleonischen Kriege und insbesondere mittels der Deutschen Freiheitskriege gegen die französische Fremdherrschaft und dessen Hegemonie in den Jahren 1812 bis 1814 entstand durch die miteinander kämpfenden deutschen Soldaten und Freiwilligen ein neues Gefühl der Einigung, einer Nation. Die durch das "Lützowsche Freikorps" verwendete Fahne in "Schwarz-Rot-Gold" galt den fortschrittlichen und liberalen Kräften als Fahne eines neuen und vereinten Staates aller Deutschen. Diese Idee eines neuen Reiches auf Basis des alten HRR konnte sich aber nach der Niederwerfung Napoleons im Jahre 1815 nicht verwirklichen. Zu stark war der preußisch-österreichische Dualismus, der Kleinstaatliche Partikularismus und die Restauration des Ancien Regime am "Wiener Kongress", und dadurch zu wenig ausgeprägt die politische Realität für eine staatliche Einheit aller Deutschen. Der Kongress brachte Österreich seine an Frankreich und an dessen Verbündeten verlorene Gebiete weitgehend zurück, und festigte seine Vormachtstellung als Hegemonialmacht in Mitteleuropa. Es verzichtete aber mittels dem Erwerb von Salzburg zu Lasten einer staatlichen Geschlossenheit auf ein neues Vorderöstereich im Gebiet der Rheinpfalz und des Saarlandes. Ein durch vorwiegend kleinerer Staaten unternommener Versuch das Heilige Römische Reich unter einem Habsburger Kaiser neu zu begründen wurde seitens Kaiser Franz von Österreich selbst abgelehnt, da er nach den Erfahrungen und Umwälzungen der Napoleonischen Zeit nicht mehr an die Möglichkeit eines starken Kaisertums glaubte. Seitens Preußen wurde im Zuge dessen auch erstmals die nationale "Deutsche Frage" gestellt, die aber seitens der anderen Herrscher auf Ablehnung stieß. Abschließend verwirklichte der österreichische Staatskanzler Clemens von Metternich im Juni 1815 die Deutsche Bundesakte "zur Erhaltung der inneren und äußeren Sicherheit Deutschlands und der Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit der Staaten".
1815 wurde der Deutsche Bund als Zusammenschluss der souveränen deutschen Staaten unter der Führung Österreichs als Präsidialmacht gebildet. Das Kaisertum Österreich war hierbei nur mit den Königreichen und Ländern (vormals Österreichische Länder und die Länder der böhmischen Krone) des auch vormalig zum HRR gehörigen Komplexes vertreten. Die Länder der ungarischen Krone sowie auch die Königreiche Galizien und Lodomerien, Dalmatien, Lombardo - Venetien oder auch das Großfürstentum Siebenbürgen waren somit dem Bund nicht zugehörig. Die Regelungen des Wiener Kongresses schufen Preußen nun als konstante fünfte Macht der europäischen Pentarchie neben Russland, Großbritannien, Österreich und Frankreich. Preußens seine Verpflanzung an den Rhein, an die deutsche Westgrenze, beeinflusste seine zukünftige Rolle als Wirtschaftsmacht und Motor der Deutschen Einigung. Hierbei übernahm es auch die nationalideologisch bedeutsame 'Wacht am Rhein' gegenüber französischen Revisionsplänen. Im Umkehrschluss orientierte sich Österreich tendenziell aus dem deutschen Gebiet hinaus, in Richtung Süden und vor allem vermehrt in den Osten. Österreich wurde neben seiner führenden Rolle innerhalb der deutschen Staaten auch zur Hegemonialmacht in Nord- und Mittelitalien. Im September 1815 wurde durch Russland, Österreich und Preußen die "Heilige Allianz" gegründet, der die meisten europäischen Monarchien beitraten. Hierin wurde vereinbart, dass sich diese drei Mächte auf Basis einer christlich-patriaralischen Regierung nach innen und einer Solidarität nach außen unterstützen. Das hierin verankerte Gottesgnadentum leitete das Recht auf Intervention gegen revolutionäre, nationale und liberale Bestrebungen ab. Metternich nutzte diese Allianz als politisches Mittel seiner konservativen europäischen Politik. Im Gegensatz dazu entstanden die deutschen Burschenschaften, die sich aus Studenten aus dem deutschsprachigen Raum formierten. Eine ihrer Ideale und Forderungen war ein Vereintes Deutschland, einen Zustand den sie auf universitärer Ebene forcierten, noch lange bevor dies politisch zur Umsetzung gelangen konnte. Diese neue Epoche nach dem Wiener Kongress entwickelte sich zum Zeitalter der Restauration (auch Vormärz im Bezug zur März-Revolution von 1848 genannt), einer der Unterdrückung der liberalen und fortschrittlichen Ideen im Großteil der europäischen Staatenlandschaft. Ab den 1820er Jahren führte die stetige Industrialisierung zu Gründungen und baulichen Maßnahmen in den verkehrstechnischen Bereichen der Dampfschiffe und der Eisenbahnen. Das Regime Metternich erstickte im Kaisertum Österreich aber größtenteils die modernen Bestrebungen im Keim, was in weiterer Folge zu einer rückschrittlichen gesellschaftlichen Entwicklung und einer wirtschaftlichen Stagnation gegenüber den westlichen europäischen Staaten führte. 1834 wurde der Deutsche Zollverein als einheitlicher Wirtschaftsraum ohne Miteinbezug Österreichs begründet, in dem Preußen aufgrund seiner wirtschaftlichen Dominanz vor allem in den Rheinprovinzen die Führungsrolle einnehmen konnte. Dieses war Preußens erstes sichtbares Signal zur politischen Einigung Deutschlands.
In den Jahrzehnten nach dem Wiener Kongress kam es in den Nationalitäten des Vielvölkerstaates Österreich zu nationalen Bestrebungen, die aber aber aufgrund einer Uneinigkeit resp. Ziellosigkeit sowie dem klugen Taktieren seitens Habsburg ergebnislos blieben. Die europäische Revolution von 1830 erfasste die deutschen Staaten in einer noch abgeschwächten Weise, verstärkte aber schon vorhandene liberale, soziale und demokratisches Bestrebungen. Viel mehr grub sich die Revolution von 1848 in die Struktur des Deutschen Bundes und dessen Gliedstaaten ein. Von einem liberalen Bürgertum, aber auch von studentischen und akademischen Kreisen ausgehend, bahnte sich die Idee eines gesamtdeutschen Staates seinen Weg. Hier stand sinnbildlich für diese revolutionären Bewegungen des liberalen Bildungsbürgertums die "Schwarz-Rot-Goldene" Fahne ausgehend vom "Lützowschen Freikorps" aus den Befreiungskriegen gegen Napoleon. Durch die revolutionären Vorgänge in den Deutschen Staaten löste sich der Bund im Revolutionsjahr de facto auf. Preußen erhob mit seiner Proklamation von März 1848 erstmals seinen deutschen Führungsanspruch, als es temporär die Führung der deutschen Staaten beanspruchte, was natürlich als Angriff gegenüber Österreich zu sehen war. Die im Revolutionsjahr eingesetzte Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche stellte das vorläufige Parlament eines zu begründeten Deutschen Nationalstaates dar. Als Reichsverweser wurde Erzherzog Johann von Österreich gewählt, was vordergründig auf seine Leutseligkeit und seinem Wunsch nach Deutscher Einheit begründet war. Im Parlament entstanden drei Gruppierungen; eine republikanische Linke, ein liberales Zentrum sowie eine konservative Rechte. Zur Disposition stand die von der Mehrheit bevorzugte "Großdeutsche Lösung" unter Führung Österreichs, die "Kleindeutsche Lösung", einem Staatenbund ohne Österreichs und unter Führung Preußens - der einen weiteren Bund mit Österreich vorsah - sowie eine "unitarisch-demokratische Lösung" mit Einbezug des deutschen Österreichs in eine Deutsche Republik. Die "Großdeutsche Lösung" wollte einen Zusammenschlusses aller deutschen Länder unter der Vormachtstellung Österreichs, was hauptsächlich von den Österreichern (den deutschen Österreichern des Kaisertum Österreich), Katholiken und Linken gefordert wurde. Da dies aber nur die vormals zum HRR gehörigen Gebiete beinhaltete, musste dieser Schritt zwanghaft zu einem Auseinanderdriften der österreichischen Monarchie führen. Aus österreichischer Sicht war dies daher nicht durchführbar, und Ministerpräsident Felix zu Schwarzenberg erteilte der Großdeutschen Lösung bereits im Dezember 1848 eine Absage. Dadurch wurde ab dem Frühjahr 1849 seitens der Nationalversammlung mehrheitlich die "Kleindeutsche Lösung" - die ursprünglich hauptsächlich die protestantische Rechte umfasste - präferiert. Die Nationalversammlung setzte sodann eine Reichsregierung ein, die eine Verfassung für ein geeintes Deutschland unter einem "Kaiser der Deutschen" ausarbeitete. Diese Verfassung sah einen Kaiser vor, der nicht zugleich Oberhaupt eines außerdeutschen Staates war. Dieses wäre der Idee und einer Funktionalität eines deutschen Nationalstaates zuwidergelaufen. Aufgrund dieser Verfassung war eine Kaiserwahl Franz Joseph I., des Kaisers von Österreich, nicht mehr möglich, da es ansonsten, wie erörtert, den habsburgischen Vielvölkerstaat in seiner politischen Einheit geteilt hätte. Habsburg hätte seine Länder nur in einer innerfamiliären Personalunion regieren können, was im beginnenden Nationalismus die Gefahr eines Auseinanderbrechen beinhaltete. Österreich trachtete seine Vormachtstellung im Deutschen Bund aufrechtzuerhalten, sowie seine Stellung in den italienischen Gebieten, und war dadurch nicht an einem reinen Deutschen Nationalstaat interessiert. "Das Warten auf Österreich ist das Sterben der deutschen Einheit", proklamierte der preußische Abgeordnete Hermann von Beckerath treffend. Aufgrund der unnachgiebigen und zögernden Haltung Österreichs siegte in der Abstimmung der Nationalversammlung die Kleindeutsche Lösung. Im März 1849 trug die Nationalversammlung dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. die Deutsche Krone an, der diese Wahl nicht annehmen wollte, da sie von liberalen bürgerlichen Kräften angeboten wurde ("mit dem Ludergeruch der Revolution behaftet"), und auch weiters, weil dies bedeutet hätte, dass Österreich nicht mehr Teil eines neuen Deutschlands wäre, und somit eine Reunion im Sinne des HRR unmöglich gemacht worden wäre. Darauf erfolgte die Abberufung der österreichischen und preußischen Abgeordneten und die Auflösung der Nationalversammlung. Österreich und Preußen betrieben nun ihre weiteren Bemühungen um eine deutsche Einigung auf separaten Wegen. Österreich forcierte seinen "Großösterreich-Plan", einer Einbeziehung der gesamtösterreichischen Monarchie in den Deutschen Bund ("70-Millionen-Reich"), welches seitens der anderen deutschen Staaten aufgrund einer zu großen Dominanz von Österreich abgelehnt wurde. Preußen bemühte sich 1849/50 mittels der "Erfurter Union" um eine Deutsche Einigung, welche einen Zusammenschluss der deutschen Staaten unter preußischer Führung vorsah. Dieser 'deutsche Bundesstaat' sollte wiederum ein "unauflösliches Bündnis" mit Österreich eingehen und somit die 'deutsche Union' darstellen in welcher Österreich den 'Geschäftsvorsitz' innehaben sollte. Gegen diesen preußischen Plan gewann Österreich die Mittelstaaten wie Bayern und Sachsen. Auch aufgrund russischem Druck wurde der Deutsche Bund schlussendlich 1851 mittels der "Olmützer Punktation" in der Form von 1815 erneuert.
Parallel verlief die Entwicklung des Revolutionsjahres 1848 innerhalb der Österreichischen Monarchie, wo ebenso liberale, soziale und nationale Strömungen in das Revolutiongeschehen mündeten. Im März dankte der seitens des Volkes verhasste und gefürchtete Staatskanzler Metternich zurück, und flüchtete nach England. Kaiser Ferdinand versprach auf Druck der Geschehnisse die Zurückname der Zensur sowie eine Verfassungsänderung. Die somit ausgearbeitete Pillersdorfsche Verfassung kam aber nie zu Anwendung. Nach weiteren Unruhen und kriegerischen Auseinandersetzungen in Wien floh Ferdinand nach Olmütz, wo er das Reich, da selbst kinderlos, an seinen seinen 18-jährigen Neffen Franz Joseph übergab. 1849 erklärte Ungarn das Haus Habsburg-Lothringen für abgesetzt, und rief eine unabhängige Republik aus, die aber keine internationale Bestätigung erhielt. Mithilfe russischen Truppen konnte die Revolution beendet werden, und Ungarn wieder in das Kaisertum integriert werden. Auch im Königreich Böhmen gab es Bestrebungen, die seitens den tschechischen Slawen einen Austritt Österreichs aus dem Deutschen Bund verlangten, sowie weiters eine Umwandlung des Kaisertums in einen Bund gleichberechtigter Nationen. Die Aufstände in Prag wurden anschließend gewaltsam durch das Militär befriedet. In Ober- und Mittelitalien, wo die Habsburger in Venetien und der Lombardei, sowie mittels Sekundogenituren in der Toskana und in Modena herrschten, war die Märzrevolution ein erneuter Anlass für den Risorgimento, der Wiedererstehung eines italienischen Nationalstaates. Die Lombardei erklärte sich im März als unabhängig von Österreich. Die Revolutionäre wurden aber in der abschließenden Schlacht von Custozza durch Feldmarschall Radetzky besiegt. Im Laufe des Jahres 1849 konnte Österreich seine vorrevolutionären Positionen wieder einnehmen, was somit zu reaktionären Ausformungen führte. Die 1848/49 zugestandenen Reformen wurden bis auf wenige wie die 'Bauernbefreiung' seitens des Herrschers mehrheitlich zurückgenommen. Die nachfolgende Zeit war von einem Neoabsolutismus gekennzeichnet.
Österreich gelangte 1855 mittels seiner forcierten Neutralität gegenüber seinem Verbündeten Russland im Krim-Krieg in eine außenpolitisch isolierte Position, da es dadurch weder Russland noch die Westmächte Frankreich und Großbritannien als weitere Partner zu gewinnen vermochte. Ebenso wurde hierdurch der russisch-österreichische Gegensatz am Balkan eingeleitet, der Jahrzehnte später in die Katastrophe des Ersten Weltkrieges mündete. Im Zuge eines erneuten italienischen Einigungskrieges verlor Österreich 1859 die Lombardei. Österreichs Position als Präsidialmacht der deutschen Staaten im Deutschen Bund blieb nach den Revolutionsjahren 1848/50 sowie nach der Niederlage in Italien unverändert. In den folgenden eineinhalb Jahrzehnten versuchte aber Preußen unter seinem Ministerpräsidenten Otto von Bismarck die Entscheidung über ein neues Deutschland voranzutreiben. Preußen wollte den Deutschen Bund in einen Bundesstaat umbilden, während Österreich ebendiesen Bund als Einheit sowie seine deutsche Vormachtstellung erhalten wollte. Preußen unter Bismarck nutzte die Gunst der Stunde sich durch geschickte diplomatische Schachzüge den Wohlwollen Frankreichs, Russlands als auch des sich einigenden Italien zu versichern, während Österreich aufgrund seiner Haltung gegenüber Russland und in Italien außenpolitisch isoliert war, sowie auch international zunehmend als reaktionäre, rückschrittliche und anachronistische Macht gesehen wurde. 1863 unternahm Kaiser Franz Joseph am Frankfurter Fürstentag einen letzten Versuch eines föderalistischen Deutschland in einem Deutschen Bund, scheiterte aber am destruktiven Fernbleiben Preußens. Somit konnte sich die Wahl Franz Josephs zum Deutschen Kaiser zum Leidwesen Österreichs und der süddeutschen Staaten nicht erfüllen. Preußen suchte alsbald nach einem Anlassfall für eine militärische Auseinandersetzung mit Österreich, die es durch die Auswirkungen des Deutsch-Dänischen Krieges von 1864 finden sollte. Die beiden vormalig unter dänischer Verwaltung stehenden, aber zum Deutschen Bund gehörenden, Herzogtümer Schleswig und Holstein wurden nach dem gewonnenen Krieg seitens Österreichern und Preußen verwaltet. Der Streit zwischen den beiden Mächten über die weitere Entwicklung der beiden Länder eskalierte 1866, als Preußen das von Österreich verwaltete Holstein besetzte. Daraufhin beantragte Österreich beim Deutschen Bund eine Bundesexekution gegen Preußen, dass dieser nur zögernd wahrnahm. Diese Vorgänge führten zum Preußisch-Österreichischen bzw. Deutschen Krieg, einer Auseinandersetzung die Österreich keinesfalls suchte und wollte. Die unzureichende Mobilmachung des Bundesheeres und die militärische Unzulänglichkeit Österreichs einerseits, sowie die militärische Stärke und Entschlossenheit Preußens und seiner Verbündeten andererseits, besiegelte den preußischen Sieg über Österreich in der Entscheidungsschlacht bei Königgrätz im selben Jahr. Das mit Preußen verbündete Italien konnte zwar von Österreich durch Admiral Wilhelm von Tegetthoff in der Seeschlacht von Lissa besiegt werden, hatte aber aufgrund der französischen Neutralität eine vertragliche Zusicherung auf einen Gebietstausch, in dem es Venetien erhielt, das somit für Österreich verloren gegangen war. Preußen ging es primär nicht um Gebietsgewinne zuungunsten Österreichs, sondern um die "Lösung der Deutschen Frage", der Anerkennung seiner Vormachtstellung in Deutschland und dem Ausschluss des Vielvölkerstaates Österreichs aus denselbigen. In weiterer Folge erkannte Österreich die Auflösung des Deutschen Bundes an, und erlaubte Preußen deutsche Staaten wie das mit Österreich verbündete Hannover zu annektierten, und Deutschland nördlich der sogenannten "Main-Linie" neu zu strukturieren. 1866/67 kam es zur Gründung des "Norddeutschen Bundes" unter preußischer Führung, der einen an der Kleindeutschen Lösung angelehnten Bundesstaat im Staatsrang darstellte. Somit hatte Österreich nicht nur seine Vormachtstellung unter den deutschen Staaten verloren, sondern war politisch und gesellschaftlich auch aus dem Kreis ebendieser herausgetreten. Den süddeutschen Staaten Bayern, Baden, Württemberg und Hessen stand es frei einen "Süddeutschen Bund" zu gründen, der aber wegen Uneinigkeiten nicht zustande kam. Vielmehr führte es zu derer, einstweilig noch geheim gehaltenen, militärischen und bündischen Annäherung an Preußen.
Der Verlust seiner historischen Vorreiterrolle und der Ausschluss aus dem Deutschen Staatenverband brachte den Vielvölkerstaat Österreich in eine tiefe innenpolitische Krise. Da aufgrund dieses Ereignis die Deutschen in Österreich nicht mehr die gesellschaftliche als auch machtpolitische Vorreiterrolle zu spielen vermochten, musste Kaiser Franz Joseph die Nationalitätenkonflikte beruhigen als auch eine drohende Auflösung der Monarchie in nationale Königreiche verhindern, und hierbei war vor allem das Verhältnis mit Ungarn zu entspannen. Der "Ausgleich von 1867" beendete das einheitliche Kaisertum Österreich und schuf mit dem kaiserlichen Österreich sowie dem Königreich Ungarn einen Staatenverband, die Doppelmonarchie, amtlich Österreichisch-Ungarische Monarchie, auch k.u.k. Monarchie, sowie umgangssprachlich auch als Donaumonarchie betitelt. Im selben Jahr wurde Franz Joseph zum Apostolischen König von Ungarn gekrönt. Sein neues Reich war ein Zusammenschluss zweier souveräner und gleichberechtigter Staaten, die durch das Haus Habsburg in einer Realunion regiert wurden. Offiziell hießen die beiden Staaten "Die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder" (inoffiziell "Cisleithanien") - welche ab 1915 "Österreich" hießen - und die "Länder der Heiligen Ungarischen Stephanskrone" (inoffiziell "Transleithanien" oder "Ungarn"). Zur habsburgischen Kronländer der österreichischen Reichshälfte gehörten die Österreichische Erblande, die Länder der Böhmischen Krone, das Königreich Galizien und Lodomerien, das Königreich Dalmatien sowie das Herzogtum Bukowina. Zu Transleithanien gehörte neben dem Königreich Ungarn das Königreich Kroatien und Slawonien. Jede der beiden Reichshälften verfügte über ein eigenes Parlament und eine Regierung. Verbindende Organe waren neben dem Herrscher das gemeinsame Heer, die Marine, die Finanz- sowie die Außenpolitik. Wenn man nach 1867 von Österreich sprach bezog sich das primär auf den cisleithanischen Teil, und hierbei mit einem besonderen Augenmerk auf die Länder der heutigen Republik Österreich. 1870 führte der seitens Preußen provozierte Deutsch-Französische Krieg zum Zusammenschluss der süddeutschen Staaten mit dem Norddeutschen Bund. Nach dem deutschen Sieg, der ein nationale Einigung der deutschen Staaten zum Ergebnis hatte, wurde 1870 der Deutsche Bund und 1871 das Deutsche Kaiserreich unter König Wilhelm I. von Preußen gegründet, der den Titel "Deutscher Kaiser" erhielt, wobei dies ein Widerspruch in sich war, da ein Kaiserreich immer einen supranationalen Anspruch darstellte. Damit war die Entwicklung der Deutschen Frage, eine Entscheidung zugunsten Preußens mittels der Kleindeutschen Lösung, abgeschlossen. Es existierten nun zwei deutsche Staaten, das nationale Deutsche Kaiserreich und das multi- und supranationale Kaisertum Österreich, unter jeweils deutschen (bezogen auf deren Nationalität) Kaisern. Während das Deutsche Reich zu einer europäischen Hegemonialmacht aufstieg, konnte Österreich-Ungarn in wirtschaftlichen und politischen Belangen nicht mithalten, da es auch zusehends in innere Nationalitätenkonflikte verstrickt wurde. Dieses staatliche Konstrukt wurde seitens den vorwiegend westlichen und liberalen Staaten als Anachronismus, "Völkerkerker" und Il-liberalismus abgelehnt. Ab den 1860er und 1870er Jahren konnten sich in der Österreichischen Reichshälfte sozialistische Arbeitervereine herausbilden, die erstmals mittels der Dezemberverfassung des Jahres 1867 legalisiert wurden, und eine beginnende Politisierung der Arbeiterschaft zur Folge hatte. Ab den 1870er Jahren entstand in den deutschsprachigen Gebieten der Österreichischen Reichshälfte der Deutschnationalismus, der eine starke politische Anbindung der deutschen Gebiete der Österreichischen Reichshälfte zum Deutschen Kaiserreich, oder sogar die vollständige Auflösung der Habsburgermonarchie zum Ziel hatte. Dieser Strömung, auch als "Alldeutsche" tituliert, waren sowohl linke, liberale als auch rechte Parteien und Gruppierungen zugeordnet. Ihnen gemeinsam waren die Ideen eines Pangermanismus, Nationalismus, einer Ablehnung des seitens Habsburg prononcierten Katholizismus ("Los-von-Rom-Bewegung") sowie einer stark rassistischen und antisemitischen geprägten Denkweise. Diese Geisteshaltung und Bewegung stellte in weiterer Folge auch eine Keimzelle des beginnenden Nationalnationalismus unter dem gebürtigen Österreicher Adolf Hitler dar. Parallel hinzu kam in der Österreichischen Reichshälfte der Nationalitätenkonflikt mit den Tschechen zum Tragen, eine Sprachenverordnung musste aufgrund deutschnationaler Tumulte eilig wieder revidiert werden. Eine darauf fußende Trias-Idee, eine Umformung des Gesamtstaates in drei Reichshälften, sprich neben der österreichischen und ungarischen auch in eine slawische konnte sich nicht erfüllen. Durch all diese Krisen war der Vielvölkerstaat der Donaumonarchie in der Person des alternden Kaisers Franz Joseph personalisiert, der dieses Reich als supranationales, antinationalistisches völkerverbindendes Gegenstück zu den europäischen Nationalstaaten manifestierte.
Bündnispolitisch waren das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn seit 1879 im Zweibund verbündet. Außenpolitisch war die Doppelmonarchie auch aufgrund eines seitens Russland geschürten politischen "Panslavismus" unter Bedrängnis, dessen Ziel es war einen einheitlichen, gegen die Unterjochung der slawischen Völker innerhalb der Monarchie gerichteten, Slawischen Staat zu kreieren. Im ausklingenden 19. Jahrhundert zeichnete sich der polnisch-stämmige Ministerpräsident Kasimir Felix Graf von Badeni für zwei markante Einschnitte im Nationalitätenkonflikt verantwortlich. 1896 führte er mittels der Badenischen Wahlrechtsreform das Allgemeine Wahlrecht ein, durch dieses auch die Deutschnationalen, die staatstragenden Deutschen der Monarchie, eminent an Einfluss verloren. 1897 mündete die Badenische Sprachenverordnung 'betreffend der sprachlichen Qualifikation der bei den Behörden in Böhmen angestellten Beamten', dass alle Beamten beide Landessprachen, Deutsch und Tschechisch beherrschen mussten, in die Badeni-Krise, in der die Deutschnationalen und Christlichsozialen vehement Opposition bezogen. Große Tumulte und Kundgebungen seitens der Deutschnationalen gegen die Tschechen führten zum Rücktritt Badenis und 1899 zur Zurückname der Verordnung. Diese innenpolitische Krise veränderte das gesellschaftspolitische Klima der Monarchie nachhaltig. 1906 entstanden im Beraterkreis des österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand die Pläne der "Vereinigten Staaten von Groß-Österreich, einer Umwandlung der Doppelmonarchie in einen Bundesstaat mit Gliedstaaten auf ethischer und sprachlicher Beschaffenheit, welcher aber auch aufgrund der darin ignorierten historischen Grenzen der Kronländer nicht zustande kommen konnte. 1907 wurde in Österreich auf Betreiben der Sozialdemokratie das Allgemeine Wahlrecht für Männer eingeführt. 1908 brachte die völkerrechtlich widrige Annexion des seit 1878 besetzten und verwalteten Bosnien und Herzegowina, das aber unter osmanischer Oberhoheit stand, der Monarchie die Rivalität des Königreich Serbien zu, welches sich selbst als eine Art Verwalter aller Südslawen ansah, sowie eine weitere Kluft gegenüber Russland, des Osmanischen Reiches als auch Großbritanniens sowie des paradoxerweise noch verbündeten Italiens ein. Diese Annexion führte beinahe zu einer kriegerischen Auseinandersetzung, weil Großbritannien und Russland das Osmanische Reich in seiner vormaligen Umfang wieder einzusetzen trachtete. Aufgrund der deutschen 'Nibelungentreue' zu Österreich wurde diese Krise beigelegt. Bosnien und die Herzegowina wurden von beiden Reichshälften gemeinsam aus verwaltet, was zu einer gewissen Reichsunmittelbarkeit des Landes führte. Durch diese Annexion wurde aber ein weiterer Teil des "Krisenherds Balkan" in das Staatsgebiet übernommen, der sich, weiters angestachelt von Großserbischen Idealen, binnen wenigen Jahren zu einem wahren Pulverfass entwickelte. In Zeiten des Nationalismus und dessen Nationalstaaten wurde das Gebilde des Vielvölkerstaates einzig durch die Person des Kaisers Franz Joseph erhalten, auf dem die Bürokratie und das Heer eingeschworen war, und dem auch die Völker die Treue und die Gefolgschaft hielten. Es galt in politischen Kreisen als eine Doktrin, dass es Zeit seines Lebens zu keinen größeren Veränderungen kommen könne und werde. Die Zeit des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert war die Zeit des Hochimperialismus und der wirtschaftlich und militärischen Hochrüstung der europäischen Staaten, in welcher auch Österreich-Ungarn sein Zutun hatte. Kulturell, Wirtschaftlich und Geisteswissenschaftlich erlebte die Haupt- und Residenzstadt Wien um und nach 1900 ihre Blütezeit. Herausragende Persönlichkeiten dieser "fin de siecle" genannten Epoche waren Johann Strauss, Sigmund Freud, Otto Wagner, Gustav Mahler, Gustav Klimt oder Karl Kraus. Eine besondere Verbindung hatte diese Epoche zum Jüdischen, welches einen essentiellen Einfluss auf das geistige und kulturelle Lebensgefühl Wiens hatte.
Österreichs auf diplomatischen Weg selbstverschuldetes und daher auch alternativloses "Treuebündnis" mit dem ebenfalls zusehends aufgrund ungeschickter Aggressionen außenpolitisch isolierten Deutschen Kaiserreich mündete somit 1914 nach der Ermordung des Österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand durch serbische Nationalisten in Sarajewo in die sogenannte Julikrise, in der die Kriegsparteien in den beiden Reichshauptstädten Wien und Budapest die Oberhand erreichten. Auf Druck und Begeisterung dieser, sowie dem absoluten Treueschwur seitens des Deutschen Kaisers wurde Kaiser Franz Joseph nun vollständig in den Krieg gegen Serbien gedrängt. Die Wiener Kriegspartei um Generalstabschef Franz Conrad von Hötzendorf hatte schon Jahre zuvor einen Präventivkrieg gegen Serbien eingefordert. Seine Kriegserklärung vom 28. Juli 1914 mit dem Aufruf "An meine Völker" führte in den Ersten Weltkrieg. Diese versinnbildlichte noch einmal die supranationale Reichsidee der Habsburger, und versammelte zum letzten Mal Österreichs Völker um den Thron gegen einen gemeinsamen Gegner. Mit der Kriegserklärung wurden die seit Jahren aktiven Bündnissysteme aktiv. Einerseits die Mittelmächte Österreich-Ungarn, das Deutsche Reich, das Osmanische Reich und Bulgarien, Italien verhielt sich am Beginn noch neutral, und andererseits die Alliierten Großbritannien, Frankreich und Russland, die sich nun in einem Krieg ungeahnten Ausmaßes gegenüber standen. Die Mittelmächte waren zwar im Bezug auf die Anzahl der Truppen und der Ausrüstung den Alliierten unterlegen, hatte aber den Vorteil der Inneren Linie. Es war dies ein Krieg der mehrheitlich bewusst herbeigeführt wurde, und Anfangs eine große Kriegsbegeisterung in sich trug. 1915 erklärte das bisher verbündete Königreich Italien aufgrund großer territorialer Versprechungen seitens der Alliierten Österreich-Ungarn den Krieg. Im Osten benötigte das Heer oftmals Unterstützung seitens Deutschlands, gegen Italien konnte Österreich in summa sumara 12 strapaziösen Isonzoschlachten einen italienischen Durchbruch verhindern. 1916 zog Rumänien auf Seiten der Alliierten in den Krieg, was eine zusätzliche Front benötigte. Nach dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten von Amerika 1917 vollzog sich die militärische Majorität gänzlich zugunsten der Alliierten. Mit der Fortdauer des Krieges vertiefte sich auch der Konflikt der beiden Reichshälften zueinander. In der österreichischen Reichshälfte stieg ebenso die Kluft zwischen den Deutschen und der slawischen Bevölkerung in Böhmen und Mähren stätig an. Der erstmals seit 1914 wieder einberufene Reichsrat machte in seinen Ansichten über die Nachkriegszeit keine Anstalten an einem monarchischen Gesamtstaat festzuhalten. Im Gegensatz zum US-amerikanischen Kriegseintritt schied Russland im selben Jahr aufgrund der kommunistischen Oktoberrevolution mit dem Frieden von Brest-Litowsk aus dem Krieg aus. Im selben Jahr scheiterten Friedensbestrebungen seitens des neuen österreichischen Kaisers Karl I. am deutschen Festhalten eines Siegfriedens als auch an unerfüllbaren Forderungen seitens Frankreich und Italiens. Durch seine vom Deutschen Reich geheimen Verhandlungen mit Frankreich und Großbritannien mittels seines Schwagers Sixtus von Parma diskreditierte sich Karl nach Bekanntwerden seiner Verhandlungen in der Sixtus-Krise nachhaltig im In-und Ausland. Der seitens des US-Präsidenten Woodrow Wilson gesetzte 14-Punkte-Plan beinhaltete auch das sogenannte "Selbstbestimmungsrecht der Völker", welches die Auflösung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie beschleunigen sollte. An der italienischen Front misslang im Juni 1918 eine Österreichische Offensive, welches zu einer nachhaltigen Resignation führte. Im Laufe des Oktobers gelangte die im Felde unbesiegte Armee aufgrund von Personal - und Nahrungsengpässen in einen Auflösungsprozess, der sich in rasanter Weise in allen Bereichen der Gesamtmonarchie vollzog. Am 16. Oktober 1918 verfasste Kaiser Karl ein Manifest mit dem Ziel die Monarchie in einen Bundesstaat mit nationaler Autonomie umzuwandeln. Die Völker Österreichs sollten aufgrund des Selbstbestimmungsrecht ein neues Reich und Nationalräte unter der Habsburger Krone gründen. Dieser Bundesstaat scheiterte aber hauptsächlich an den Souveränitätsbestrebungen des tschechischen Volkes und seitens des Königreiches Ungarn. Der kaiserlichen Aufforderung Nationalräte zu bilden kamen aber die Völker nach, da sie dies als Legitimation sahen nationale Staaten außerhalb der Monarchie und ohne das Haus Habsburg zu begründen. Die Tschechen, Polen, Ukrainer und die slawischen Völker begründeten Nationalstaaten, die Rumänen und Italiener der Monarchie schlossen sich den bereits bestehenden Staaten an. Am 21. Oktober 1918 traten die im Jahre 1911 gewählten deutschsprachigen Abgeordneten des Reichrats als Vertreter der letzten Nation des alten Österreich als Provisorische Nationalversammlung Deutschösterreich zusammen. Dies waren de facto die abschließenden Todesstöße für die Donaumonarchie. Am 26. Oktober beendete Kaiser Karl das Bündnis mit dem Deutschen Kaiserreich. Der 30. Oktober gilt als Geburtsstunde des Staates Deutschösterreich, an dem die deutschsprachigen Gebiete der de jure noch bestehenden Österreichischen Reichshälfte eine neue Verfassung erhielten, in der aber die Frage der Regierungsform Monarchie oder Republik vorsorglich offen gelassen wurde. Die Realunion mit dem Königreich Ungarn wurde seitens diesen am 31. Oktober beendet. Am 11. November verzichtete Kaiser Karl "auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften", ohne jedoch aber als Kaiser abzudanken. Der verlorene Krieg der Mittelmächte bedeute schlussendlich eine Zäsur in beiden Staaten und in Österreich den Übergang in die Erste Republik.
Am 12. November 1918 wurde aus den deutschsprachigen Gebieten des Donau- und Alpenraumes den demokratischen Staat Deutsch-Österreich unter Staatskanzler Karl Renner in einer Großen Koalition von Sozialdemokraten und Christlichsozialen proklamiert. Im Artikel 2 hieß es: "Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik". Seitens Großbritannien und Italien gab es aber schlussendlich nicht realisierte Pläne einen Rumpfstaat aus Österreich und seinen südslawischen Gebieten zu erhalten, um in Mitteleuropa eine gewisse Kontinuität zu bewahren, sowie eine Ausbreitung der Balkanstaaten als auch einem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich vorzugreifen. Die Österreicher betrachteten ihren Staat aufgrund seiner geringen Größe und Ressourcen als nicht lebensfähig. Konföderationen mit den Nachfolgestaaten der Monarchie waren von diesen nicht gewollt. Dieses Konglomerat verstärkte den Wunsch eines Anschlusses an das nun republikanischen Deutsche Reich, der nun zum Großteil durch die Bevölkerung und den politischen Parteien befürwortet und forciert wurde und somit gleichermaßen einen Rückgriff auf die Großdeutsche Lösung des 19. Jahrhunderts bedeutete. Dieser Anschlusswunsch bedeutete mehrheitlich aber nicht den Wunsch nach einem staatlichen Aufgehen im Deutschen Reich, sondern einen Zusammenschluss zweier gleichberechtigter deutscher Bundesstaaten als Kompensation verlorener Großmachtgedanken sowie der Angst vor dem wirtschaftlichen Kollaps. Einzelne Bundesländer wie Salzburg und Vorarlberg streben einen separaten Anschluss an Deutschland resp. Italien und der Schweiz an, welches aber aufgrund eines internationale Antagonismus nicht vollzogen werden konnte. Am 2. März 1919 wurde das 'Anschlussprotokoll' seitens des Österreichischen sowie des Deutschen Außenministern unterzeichnet, durch jenen 'Deutsch-Österreich als selbständiger Gliedstaat in das Reich eintreten' sollte. Am 23. März musste Ex-Kaiser Karl aufgrund seines nicht akzeptierten Thronverzichts mitsamt seiner Familie von Eckartsau aus das Land in Richtung Schweizer Exil verlassen. Am 24. März widerrief Karl im sogenannten „Feldkircher Manifest“ seine Verzichtserklärung und protestierte gegen seine Absetzung. Diese sei seiner Auffassung nach widerrechtlich gewesen, da Deutschösterreich ohne vorher die Bevölkerung befragt zu haben die republikanische Regierungsform festgelegt hat. Am 3. April verabschiedete die Bundesregierung das 'Habsburgergesetz' ('betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen') das die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen durch den Staat zum Inhalt hatte. Bei den Friedensverträgen von Saint-Germain im September desselben Jahres beanspruchte Deutsch-Österreich im Sinne des seitens des US-Präsidenten Woodrow Wilson formulierten Selbstbestimmungsrechtes der Völker des 14-Punkte-Planes diverse mehrheitlich deutschsprachige Gebiete wie das Sudetenland und Südtirol, welche aber an die neu gegründete Tschechische Republik, das Königreich Italien sowie an den neu gegründeten SHS-Staat (Jugoslawien) abtreten musste. Weiters wurde seitens den alliierten Siegermächten ein Anschlussverbot an die Deutsche Republik (Weimarer Republik) ausgesprochen und gleichermaßen der Name 'Staat Deutschösterreich' untersagt. Am 21. Oktober 1919 wurden die Änderungen des Friedens von Saint-Germain durch die Nationalversammlung beschlossen, sowie weiters, dass die neue "Republik Österreich" kein Rechtsnachfolger des Kaisertums Österreich ist. Im Kärntner Abwehrkampf der Jahre 1919/20 konnte das Bundesland entgegen des Wunsches des neuen Jugoslawien im Österreichischen Staatsverband erhalten bleiben. 1920 ging die bisher regierende Sozialdemokratie in Opposition, was ihr folgte war die Koalitionen aus der Christlichsozialen Partei mit der Großdeutschen Volkspartei, in den 1930er Jahren auch mit dem Landbund und dem Heimatblock. 1921 gelangte das vorwiegend deutschsprachig besiegelte "Deutsch-West Ungarn" an Österreich, um als Burgenland dessen neuntes Bundesland zu sein. Der Ausgang des Ersten Weltkrieges versetzte die deutsche Nation der beiden Staaten in eine große Agonie und in einen Revanchismus gegenüber den Alliierten und den Pariser Friedensverträgen. Von Anbeginn an hatten sich in Österreich zwei politische Lager definiert, die Sozialdemokratische Partei und die Christlichsoziale Partei, die von 1918 bis 1920 in einer Großen Koalition vereint waren. 1918 wurde das Allgemeine Wahlrecht auch für Frauen eingeführt. In kürzester Zeit wurden unter dem sozialistischen Staatskanzler Karl Renner wesentliche soziale Gesetze und Reformen wie der Achtstundentag oder die Einführung der Arbeiterkammer beschlossen [Zusatz: Die Arbeiterkammer geht direkt auf die sozialen Bestrebungen und Errungenschaften Kaiser Karls zwischen 1916 und 1918 zurück]. Im Zuge der Re-Militarisierung der Bevölkerung wurde ab 1920 die Heimwehr gegründet, die von Beginn der Christlichsozialen Partei nahestand und in weiterer Folge zu derer paramilitärischen Einheit wurde. Als Reaktion darauf gründete die Sozialdemokratie 1923 den Republikanischen Schutzbund. Die Zwischenkriegszeit war dadurch durch ein großes Konfliktpotenzial zwischen den Bürgerlichen und der Arbeiterschaft geprägt, das durch eine hohe Inflation und durch die Weltwirtschaftskrise zusätzliche Brisanz erhielt. 1927 kam es aufgrund der Schüsse von Schattendorf im Burgenland und dem Tod eines Schutzbündlers nach eines Freispruch der daran beteiligten Heimwehraktivisten zum Brand des Wiener Justizpalastes. Ähnlich wie bereits in Italien als auch im Deutschen Reich entwickelte sich der Staat ab 1933 zu einer vermehrt autoritären, nationalen Ausformung. Am 4. März kam es aufgrund des Rücktritts aller drei Parlamentspräsidenten zu einer politischen Krise.
Diese seitens des Christlichsozialen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß betitelte "Selbstausschaltung des Parlaments" benutzte dieser um mittels eines Staatsstreiches am Vorbild des faschistischen Italiens unter Benito Mussolini einen autoritären Staat mit einem eigenständigen Österreich-Bewusstsein zu etablieren, welches an die historische Verbindung zum Katholizismus anschloss. Dollfuß regierte diktatorisch und konnte hierbei auf das nach wie vor bestehende "Kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz" von 1917 zurückgreifen, das seine Gesetze und Verordnungen legitimierte. Der Sozialdemokratische Schutzbund wurde seitens der Christlichsozialen Regierung verboten, die nun trachtete, sich gänzlich vom "Revolutionsschutt der Republik von 1918" zu entledigen. Ebenfalls verboten wurden die Kommunistische Partei und die Österreichische NSDAP. Am 21. Mai wurde durch Dollfuß die Bewegung regierungstreue - einstweilen 'überparteiliche' - Organisation "Vaterländische Front" gegründet, die berufen war "der Träger des österreichischen Staatsgedankens zu sein“, und weiters „die politische Zusammenfassung aller Staatsangehörigen, die auf dem Boden eines selbständigen, christlichen, deutschen, berufsständisch gegliederten Bundesstaates Österreich stehen“ zu sein. Die Christlichsozialen Funktionäre und Mitglieder hatten dort eine führende Stellung inne. 1934 führte die gesellschaftspolitisch aufgereizte Stimmung zu den Februarkämpfen resp. zum Österreichischen Bürgerkrieg zwischen dem Ständestaat und der Christlichsozialen Heimwehr und dem oppositionellen republikanischen Schutzbund. Der Niederlage der Sozialdemokratie folgte deren Verbot als politische Partei. Ihre Mandate im Nationalrat würden für nichtig erklärt. In einer letzten Sitzung im Nationalrat vom 14. Mai übergaben die Christlichsozialen Abgeordneten der Bundesregierung die bisherigen Kompetenzen von Nationalrat und Bundesrat. Im Anschluss daran stellte die letzte verbliebene Parlamentspartei ihre Tätigkeit ein, und wurde de jure am 28. September aufgelöst. Diese Ereignisse bildeten den "Ständestaat" (Eigendefinition) auf katholisch-faschistischer-autokratischer und dadurch antiliberaler Weise, der bis 1938 offiziell "Bundesstaat Österreich" hieß. Die Bevölkerungsgruppen wurden hierbei auf der Basis einer "neuen gerechten Ordnung" in traditionelle Berufsstände geordnet, um somit auch ein Zusammenwirken über einen Stand hinaus, zum Beispiel in Gewerkschaften, zu verhindern. Eminent war auch die Stellung des Kanzlers als autoritäre Führerpersönlichkeit. Regiert wurde der Staat mittels einer Alleinregierung der "Vaterländischen Front". Dieses neue Politsystem wurde seitens der politischen und gesellschaftlichen Gegner "Austrofaschismus" resp. "Klerikalfaschismus" fremdbezeichnet. Nach der Ermordung von Bundeskanzler Dollfuß im Jahre 1935 durch den Putschversuch illegaler Nationalsozialisten vervollständigte dessen Nachfolger, der Habsburg-Legitimist Kurt von Schuschnigg, die Idee eines "freien und deutschen Österreich" sowie eines "katholischen und besseren Deutschen Staates". Im selben Jahr wurde auf Betreiben Schuschniggs auch das 'Habsburgergesetz' rückgängig gemacht und eine gezielte Annäherung an den Kaisersohn Otto von Habsburg gesucht. Diesem neuen Staat stand das faschistische Italien in ideologischer Ideologie Pate und war auch dessen Schutzmacht. Diese Garantie wurde ab dem Jahr 1936 abgeschwächt, da Italien zunehmend in eine Abhängigkeit es Deutschen Reiches unter Adolf Hitler verfiel. Durch diese Umstrukturierung geriet Schuschnigg unter Druck, da ihm auch innerhalb Österreichs die große Unterstützung seitens der Bevölkerung fehlte; Sozialdemokraten, Kommunisten und Nationalsozialisten werkten im illegalen gegen sein Regime. Aufgrund der angespannten Situation mit dem Deutschen Reich resultierte Österreichs Vehemenz sich als das 'bessere Deutschland' zu positionieren. Im Oktober 1936 löste die Regierung die Heimwehr auf, da jene aufgrund eigener politischer und personeller Intentionen eine kontinuierliche Bedrohung für diese darstellte. 1937 begann das Arrangement zwischen Schuschnigg und Hitler, in dem die illegalen österreichischen Nationalsozialisten begnadigt worden. An diesem Zeitpunkt gewannen Großdeutsche Ideen vermehrten Zulauf. Ein immer größerer Anteil der Bevölkerung sah in einem Anschluss an das Deutsche Reich eine wirtschaftliche Prosperität. Trotz Schuschniggs legitimistischer Haltung war aber sein Verhältnis zu einer seitens Habsburg forcierten Rückkehr und politischen Betätigung in Österreich ambivalent, da er befürchtete, dass dies den Anlass einer militärischen Intervention der Nachbarländer und hierbei vor allem seitens des Deutschen Reiches gegen Österreich mit sich bringen werde. Im Februar 1938 forderte Hitler von Schuschnigg die Aufhebung des Verbots der österreichischen Nationalsozialisten und deren Beteiligung an der Bundesregierung, dem dieser nachkam. Habsburgs Aufrufe an Schuschnigg ihm die Kanzlerschaft zu übertragen um die Österreicher im Kampf gegen das Deutsche Reich zu verbünden blieben unerhört. Das Angebot der illegalen Sozialdemokraten ihn beim Kampf um Österreichs Unabhängigkeit zu unterstützen lehnte er aus politischem Kalkül ab. Am 24. Februar proklamierte Schuschnigg in seiner Rede für die Unabhängigkeit Österreichs: "Bis in den Tod! Rot-Weiß-Rot! Österreich!“ Einem drohenden Einmarsch der Deutschen Wehrmacht wollte er am 9. März mit einer für den 13. März anberaumten Volksbefragung über ein "freies, unabhängiges, deutsches und christliches Österreich" begegnen. Dieser Volksabstimmung stimmten auch die verbotenen Sozialdemokraten und Kommunisten im Sinne eines allumfassenden österreichischen Bündnisses zu. Zu spät war hier eine gemeinsam getragene Front gegen den deutschen Aggressor entstanden. Hitler sah Schuschniggs Handlungen als Provokation, und verlangte von Bundespräsident Wilhelm Miklas dessen Absetzung, sowie die sofortige Einsetzung des Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart als Bundeskanzler, dem dieser am 11. März auch Folge leistete. Schuschniggs Abschiedsrede vom selben Tag beinhaltete den Aufruf, dass 'wir der Gewalt weichen', und das dass Heer den Auftrag hätte sich ohne Widerstand zurück zu ziehen um 'kein deutsches Blut zu vergießen'. In den Bundesländern hatten die Nationalsozialisten bereits die Macht übernommen, als Hitler am 12. März die Wehrmacht in Österreich einmarschieren ließ. Entgegen vorheriger Pläne beide Staaten in Personalunion zu regieren, veranlasste ihn die immense Euphorie großer Bevölkerungsgruppen aber noch am selben Tag den Anschluss an das Deutsche Reich für den 13. März bekannt zu geben.
Nach dem Deutschen Einmarsch in Österreich des Jahres 1938 begannen die Nationalsozialisten umgehend mit brutalen Arisierungsaktionen und der Inhaftierung von Juden, politischer Gegner und Intellektuellen. Ex-Kanzler Schuschnigg wurde in Schutzhaft genommen, in der er bis zum Kriegsende 1945 verblieb. Am 15. März hielt Hitler seine frenetisch gefeierte Rede am Wiener Heldenplatz in der er "den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich verkündete". Der 13. März markierte das Ende des Bundesstaates Österreich, als die nationalsozialistische Bundesregierung die rechtliche Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich beschloss und somit Österreich seiner rechtlichen Existenz beraubt und dem Staat somit juristisch ein Ende setzte. Am 15. März verkündete Hitler vor 250.000 Menschen am Wiener Heldenplatz 'den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich". Für den 10. April wurde eine pro forma Volksabstimmung anberaumt in der 99,73% der österreichischen Bevölkerung für den Anschluss votierten. Auch die Deutschen im Reich befürworteten mit großer Mehrheit die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich. Nach der offiziellen Eingliederung Österreichs in das neue Großdeutsche Reich wurde das Gebiet der historischen Tradition einer "marcha orientalis" folgend als "Ostmark" bezeichnet. Später wurde es in Donau- und Alpenreichsgaue umbenannt um jeweiligen "Österreich- Bezug" auszulöschen. Nach kurzer Zeit wurde das Land in wirtschaftlichen, militärischen, sozialen als auch kulturellen Bereichen mit dem Deutschen Reich, dem Altreich, den sogenannten Reichsdeutschen, angepasst.
1939 begann der Zweite Weltkrieg in dem die Ostmärker in den Deutschen Armeen, in der SS und in den Konzentrationslagern befehligten und dienten. Ihr Anteil in Führungspositionen war überproportional hoch. 1943 sah die seitens der Alliierten USA, Großbritannien und die Sowjetunion verfasste "Moskauer Deklaration" Österreich als erstes Opfer des Hitler-Regimes: "Die Regierungen des Vereinigten Königreiches, der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten von Amerika sind darin einer Meinung, dass Österreich, das erste freie Land, das der typischen Angriffspolitik Hitlers zum Opfer fallen sollte, von deutscher Herrschaft befreit werden soll." Sie verwiesen aber auch auf die Mitverantwortung im Kriege und auf eine angedachte Neugründung Österreichs als souveränen Staat nach dem gewonnenen Krieg gegen das Deutsche Reich, soweit es aber selbst Schritte zu seiner Befreiung setze: "Österreich wird aber auch daran erinnert, dass es für die Teilnahme am Kriege an der Seite Hitler-Deutschlands eine Verantwortung trägt, der es nicht entrinnen kann, und dass anlässlich der endgültigen Abrechnung Bedachtnahme darauf, wieviel es selbst zu seiner Befreiung beigetragen haben wird, unvermeidlich sein wird." Die westlichen Alliierten waren primär an einer Reeducation (Umerziehung, Entnazifizierung) in Österreich interessiert, während die Sowjetunion auf wirtschaftliche Reparationsleistungen bestand. Seitens des Großdeutschen Reiches verlangten die Alliierten aber eine bedingungslose Kapitulation. Durch die militärische Koordination der Alliierten konnte Wien am 13. April 1945 befreit werden, die weiteren Teile des Landes folgten bis Anfang Mai.
Am 27. April proklamierte das neue Österreich seine Unabhängigkeitserklärung die den Anschluss an das Deutsche Reich für Null und nichtig erklärte, und mit 1. Mai in Kraft trat. Es erfolgte die Neugründung Österreichs mittels der Zweiten Republik und der Hauptstadt Wien. Noch im April kam es zu den Neugründungen der politischen Parteien SPÖ, ÖVP und KPÖ. Der Sozialdemokrat Karl Renner wurde seitens der Sowjetunion mit der provisorischen Regierung betraut, die am 29. April zusammentrat. Das Großdeutsche Reich kapitulierte schlussendlich bedingungslos am 7. Mai vor den Alliierten, und wurde daraufhin in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Dasselbe vollzog sich in der neu gegründeten österreichischen Republik, wo die USA, Großbritannien, die Sowjetunion und Frankreich die Bundesländer in Besatzungszonen einteilten. Die Sowjetunion demontierte und verfrachtete diverse Industrieanlagen, die sie als "deutsches Eigentum" deklarierten, in ihre Heimat. Die USA installierte in den westlichen Zonen den Marshallplan als wirtschaftliche und finanzielle Unterstützung, mit dessen Hilfe man Österreich auch in den westlichen Einflussbereich bringen wollte. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Österreich eine Hochkonjunktur in wirtschaftlichen und touristischen Belangen. In etlichen Bereichen stellte die Zweite Republik eine Fortsetzung der Monarchie dar. Verfassungsrechtlich griffen viele Gesetze auf die Verfassungen von 1920 und 1929 zurück die ihrerseits wesentliche Bereiche aus der Monarchie übernommen hatten. Innenpolitisch wurde der Staat bis in die 1960er Jahre mittels einer großen Koalition bestehend aus ÖVP und SPÖ regiert. Deren Proporzsystem schuf eine gleichmäßige Aufteilung aller essentiellen Belangen des Staates durch diese beiden Parteien. Es war den Regierenden dadurch ein Anliegen die Lagerbildungen und bürgerkriegsähnlichen Zustände der 1930er Jahre vergessen zu machen. Österreich erhielt am 15. Mai 1955 seinen Staatsvertrag und dadurch seine völlige staatliche Souveränität zurück, was aber unter anderem die immerwährende Neutralität sowie ein Anschlussverbot an Deutschland (Verbot über eine politische und wirtschaftliche Vereinigung mit Deutschland) zum Inhalt hatte. Am 25. Oktober verließen die letzten Einheiten der westlichen Alliierten Österreich und am 26. Oktober wurde durch den Nationalrat das Neutralitätsgesetz beschlossen. Nach dem Staatsvertrag trat die Republik den Vereinten Nationen und dem Europarat bei. Österreich bildete sich aufgrund seiner Neutralitätspolitik zu einem Vermittler zwischen Ost und West (Sowjetunion und den USA) im Kalten Krieg. Ebenfalls leistete es Hilfe bei der Aufnahme geflüchtet Regimegegner des Kommunismus beim Ungarn-Aufstand 1956 sowie anlässlich des Prager Frühlings 1968. Wien wurde ab den 1960er Jahren zum Sitz diverser Internationaler Organisationen, Vereinte Nationen (UNO), OPEC und der OSZE. Die Alleinregierung der SPÖ unter Bundeskanzler Bruno Kreisky brachte dem Staat in den 1970er und 1980er Jahren viele notwendige Reformen und Veränderungen zur Schaffung eines modernen Sozialstaates und einer generellen Modernisierung und Weltoffenheit. Herausragend waren hierbei die Einführung der 40-Stunden-Woche, mehr Mindesturlaub, Schülerfreifahrt und Gratis-Schulbücher, Gründung der Volksanwaltschaft, die rechtliche Gleichstellung der Frau in der Ehe, eine Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, eine liberale Einwanderungspolitik, die Modernisierung des Strafrechts sowie auch eine Einführung des Zivildienstes. Aufgrund der Präambel im Staatsvertrag vom Verbot einer Wiedervereinigung mit Deutschland verhinderte die Sowjetunion jahrzehntelang Österreichs Beitritt in die EWG. 1989 brach der Kommunismus im Ostblock zusammen und Österreich brachte dies nach dem 'Fall des Eisernen Vorhangs' von seiner Position am Rande des westlichen, 'freien' und liberalen Europas wieder in dessen Mitte zurück. Während des Jugoslawischen Bürgerkrieges in den 1990er Jahren nahm Österreich viele Flüchtlinge auf, und half auch mittels des Programms "Nachbar in Not". 1994 stimmte die österreichische Bevölkerung zu zwei Dritteln für den Beitritt in die Europäische Union zu, der 1995 realisiert wurde. Durch die EU-Osterweiterungen erhielt Österreich seine historische Rolle in Mitteleuropa als Bindeglied zwischen West und Ost zurück.
Während Österreich eine Teilung seines Staatsgebiet verhindern konnte, kam es in Deutschland zu einer konträren Entwicklung. 1949 wurde aus der durch die drei westlichen Alliierten besetzen Zonen die Bundesrepublik Deutschland (BRD) gegründet, aus der russischen Zone die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Die BRD war 1952 einer der Mitbegründer der "Europäischen Union für Kohle und Stahl" (Montanunion) sowie 1957 Mitbegründer der "Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft" (EWG) die 1992 in der Gründung der "Europäischen Union" (EU) mündete. 1990 vollzog sich die friedliche Wiedervereinigung der BRD mit der DDR zur neuen Bundesrepublik Deutschland. Es bestehen neben Europäischen Verträgen diverse bilaterale Verträge zwischen Deutschland und Österreich.
Das Deutsche Land Preußen, Österreichs epochaler sowie monumentaler Gegner um die Vorherrschaft und Einigung Deutschlands, wurde am 25. Februar 1947 durch den Alliierten Kontrollrat aufgelöst. Deren Kernaussage orientierte sich daran, dass Preußen "seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland" gewesen ist.
Nachdem sich der erste Teil dieses Aufsatzes mit einem historischen Abriss der deutsch-österreichischen, sowie der österreichischen und deutschen Geschichte im Einzelnen befasste, stellt der zweite Teil nun faktische Verweise und Beweise nach einer österreichischen Identität, einer eigenen Nationalität der Österreicher, und seit wann diese und in welchem Ausmaß diese historisch nachgewiesen werden können. Da sich dieses Österreich-Gefühl divergierend vollzog, muss man a priori eine Unterteilung zwischen dem namensgebenden Erzherzogtum Österreich, dem Haus Österreich als dynastischer Name der Habsburger, sowie den Bewohnern der regierten österreichischen Länder - den österreichischen oder habsburgischen Ländern, dem Kaisertum Österreich sowie der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn - ziehen. Um diesen Punkt sichtbar zu machen, muss man die österreichische Historie in zeitliche, räumliche sowie ideologische Bereiche untergliedern.
Erste Ansätze einer ersten österreichischen Eigenständigkeit, einstweilig wohl nur in Bezug auf sein Herrscherhaus und dem Namen des regierten Gebietes lassen sich schon bei den Babenbergern sehen. Herzog Friedrich II., der Streitbare scheiterte schlussendlich in den 1240er Jahren bei dem Stauferkaiser Friedrich II. mit seinem Versuch das Herzogtum Österreich mit dem Herzogtum Steiermark in ein eigenständiges Königreich Österreich erheben zu lassen, wohl weil es seine Nichte Gertraut von Österreich ablehnte eine Ehe mit dem wesentlich älteren Kaiser einzugehen. 1245 hatte der Staufer dem Babenberger in Erwartung dessen Königswürde aber sogar einen königlichen Ring verliehen. Mit dem Tod von Friedrich als letztes männliches Mitglied seines Hauses im Folgejahr wurde dieses Unterfangen obsolet.
Die Habsburger waren schweizerischen Ursprungs und in Schwaben sowie im Elsass ansässig als sie zur Herrschaft in Österreich gelangten. Um eine Kontinuität zu den in der Bevölkerung durch ihre Errungenschaften und Stiftungen beliebten Babenberger zu schaffen, wurden deren "Rot-Weiß-Rotes" Wappen und der Österreich-Name als "Herrschaft zu Österreich" für den habsburgischen Länderkomplex übernommen.
Fragment --
b, 2) Pro
Die Habsburger
Supranationalität des AEIOU
c) In der Frühen Neuzeit
Tu Felix Austria nube
Habsburgs deutscher Boden
1850. Schwarzenberg: Hinauswerfen aus Deutschland lassen wir uns nicht
Donaumonarchie nach dem Ausgleich mit Ungarn
Österreichische Reichshälfte
Ungarische Reichshälfte
Pro Habsburg, österreichisch bei Künstlern, Bildungsbürgern
Alt-Österreich
In der Literatur
Aus jüdischer Sicht
Exkurs aus der Geisteswissenschaft
Sigmund Freud im Jahre 1914 anlässlich nach der Österreichischen Kriegserklärung an Serbien: "Ich fühle mich vielleicht das erste Mal seit 30 Jahren als Österreicher und möchte es noch einmal mit diesem wenig hoffnungsvollen Reich versuchen."[Franz Herre, "Kaiser Franz Joseph von Österreich. Sein Leben, seine Zeit", 452 (Köln 1978)]
Kaiser Karl selbst sprach in seinem abschließenden Manifest [?] von dem "deutschen Österreich" und auch von einer vorausgehenden Anerkennung jeweiliger Entscheidungen des Restgebietes der (ehemals) Österreichischen Reichshälfte.[S. 129]
Exkurs, Habsburgs deutscher Boden
Ein eminenter Aspekt in der Macht-Struktur des HRR war die Gebietsmenge an deutschem Boden den das Haus Habsburg direkt beherrschte.
Die Habsburger resp. deren Beamtenschaft forcierte die Schaffung eines übernationalen Patriotismus um den nationalen Strömungen entgegenzuwirken.[Haarmann, Daniela (2012) Die Entstehung des habsburgischen Mythos im 19. Jahrhundert. Diplomarbeit, Universität Wien. Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät. Betreuer: Vocelka, Karl]
...
C, II) Kontra Österreichische Identität
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Exkurs Burschenschaft
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Exkurs, Badeni-Krise
a) Nationale Befindlichkeiten anlässlich des Preußisch-Französischen Krieges
Als 1869 aufgrund der Thronfolge im Königreich Spanien auch ein Mitglied des preußischen Haus Hohenzollern zur Disposition stand, das jedoch ablehnte, kam es seitens Kaiser Napoleon III. von Frankreich durch übertriebene - auch für die Zukunft verbindliche Verzichtsforderungen und Animositäten gegenüber Kaiser Wilhelm II., welche in der Emser Depesche festgehalten wurden - von französischer Seite zur Kriegserklärung an das Deutsche Reich. Seitens französischer Seite wurde mit einer wohlwollenden Neutralität oder sogar einer militärischen Hilfe Österreich-Ungarns gegen Preußen gerechnet. Während die süddeutschen Staaten sich neben den mit Preußen geheim geschlossen Bündnisverträgen sowie im Zuge einer nationalen Einheit resp. Einigung mit Preußen verbündeten, blieb das von Preußen besiegte und aus Deutschland ausgeschlossene Österreich-Ungarn neutral.[Friedrich August von der Heyde, "Die Monarchie. Eine europäische Idee", S. 64] Abschließend hierzu ein Ausspruch von Kaiser Franz Joseph: "Ich bin ein deutscher Fürst".
b) Gründung des Deutschen Reiches
In der seitens Preußen herausgegebenen Abhandlung über den "deutsch-französischen Krieg von 1870-1871" wird der 18. Jänner 1871 feierlich als Tag der Einheit der "Deutschen Nation" proklamiert und weiters wird hierbei ausgeführt, dass der preußische König Wilhelm I. die Würde eines Deutschen Kaisers "in Einverständnis mit allen deutschen Fürsten und unter Zustimmung aller deutscher Völker" annehme.[v d Heyde, S. 68] Dies bedeutete nicht weniger, dass die Deutsche Bevölkerung der Habsburgermonarchie aus diesem neuen Deutschland ausgeschlossen wurde, sie aufgrund ihrer staatlichen Zugehörigkeit zu Österreich resp. Österreich-Ungarn ihres Deutschtums beraubt werden sollte resp. wurde. Weiters exkludierte diese Abhandlung auch das Haus Österreich aus dem Kreis der deutschen Fürsten, wobei sich Kaiser Franz Joseph zeitlebens als ebensolcher sah, sich logischerweise zu seinem Deutschtum bekannte.
Detail zur blauen Kornblume
Durch seine forcierte Reichsgründung entstand nicht nur im neuen Deutschland ein Bismarck-Kult. Seine Anhänger trugen die blaue Kornblume als Erkennung, die die Lieblingsblume Bismarcks war.[v d Heyde, S. 79] In diese Tradition stieß auch Georg Ritter von Schönerer, Deutschnationaler der ersten Stunde, sowie die illegalen Nationalsozialisten der 1930er Jahre, aufgrund dessen die Kornblume auch heutzutage in Deutschnationalen Kreisen Verwendung findet, auch bei der österreichischen Partei FPÖ.
c) Die Jahre bis zum Ersten Weltkrieg
Der Anteil der Deutschen in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie umfasste 1880 9,963,000 Personen was einen Prozentsatz von 26,4%umfasste. Sie stellten die größte Nationalität dar, vor den Magyaren (Ungarn) (6,645,000 - 17,1%) sowie den Tschechen (5,181,000 - 13,7). Diese Zahlen änderten sich bis 1910 bedingt, so hätten die Deutschen mit 11,987,000 Personen einen Anteil von 24,2% der Gesamtbevölkerung (zum Vergleich: Magyaren mit 20,3% und 10,050,000 Personen sowie den Tschechen mit 13% bei 6,436, 000 Personen).[Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge Nr. 186, 2.Teil 1880-1916 Glanz und Elend, S. 41 (Wien 1987) Gestärkt durch die Bündnisse mit dem Deutschen Kaiserreich von 1879 und 1882, das die Deutschen Österreichs als Instrument des Eigennutz sahen, annektierten sie 1908 das seit 1878 besetzte Bosnien und Herzegowina.[Leopold Kammerhofer, "Diplomatie und Pressepolitik 1848-1918", in "Die Habsburgermonarchie 1848-1818", Band VI/1, von Adam Wandruszka und Peter Urbanitsch (Hg.), S. 483 ff (Wien 1989)]
d) Strömungen am Ende der Monarchie
Aufgrund der ab 1916 einsetzenden militärischen Schwäche und Strukturlosigkeit der Donaumonarchie begann der Einfluss des Deutschen Kaiserreiches nicht nur auf militärische sondern auch auf innenpolitische Strukturen. Die nichtdeutschen Völker der Monarchie aber wollten sich nicht deutsch-deutschen Zielen unterwerfen und opfern, was zu großen innenpolitischen Unruhen führte.[Österreich im 20. Jahrhundert, S. 74] Mit der Fortdauer des Krieges verhärtete sich in der Österreichischen Reichshälfte der Nationalitätenkonflikt zwischen den Deutschen und den Tschechen. Durch diese Zerrissenheit der Österreichischen Reichshälfte im Spannungsfeld mit den Ungarn sowie dem preußische geführten Deutschen Reich verfielen viele deutschsprachige Österreicher in den Wunsch nach einer Zugehörigkeit zu eben diesem großen vereinten Deutschland.[vd Heyde, S. 110] Hatte Kaiser Franz Joseph noch für ein supranationales, an das Heilige Römische Reich, angelehntes Gebilde unter der Führung Österreichs, gestanden, vermochte der letzte Kaiser Karl I. als deutschstämmiger Monarch seine nichtdeutschen Untertanen nicht mehr im Kampf vereinen.[vd Heyde, S. 172,173] 1916/17 gab es in Anlehnung an nationale Bestrebungen ausgelöst durch die diversen Nationen der Doppelmonarchie auch bei den deutschsprachigen vermehrt Bestrebungen sich aus der Abneigung des Vielvölkerstaates hinaus dem Deutschen Reich anzugliedern.[vd Heyde S. 174] Von Deutscher Seite wurde ebenso mit einem baldigen Ende des Vielvölkerstaates gerechnet, und einem darauffolgenden Anschluss der deutschsprachigen Teile an das Deutsche Kaiserreich, was eine Vollendung des Bismarckschen Deutschen Reiches unter preußischer Hegemonie darstellen würde.[v d Heyde, S. 191] Mit dem sich abzuzeichnenden Verfall der Doppelmonarchie als auch dem Kaisertum Österreich (Österreichische Reichshälfte resp. Cisleithanien) im Herbst 1918 in Nationalstaaten wurden vorwiegend in Wien Stimmen laut, die ein Ende der Habsburgermonarchie und einen Anschluss der deutschsprachigen Gebiete Österreichs an das Deutsche Reich forderten.[Pierre Miquel. Europas letzte Könige. Die Monarchien im 20. Jahrhundert, S. 127] Dieser deutliche Verfall des Habsburgerreiches und die Friedensbemühungen seitens Kaiser Karl standen in einem immensen Kontrast zum forcierten "Siegfrieden" einer preußisch geführten militärischen Kamarilla um Generalstabschef Erich von Ludendorff. Von der Heyde merkt an, dass die divergierenden Kriegsziele Österreichs einerseits, sowie des Deutschen Reiches unter preußischer Führung andererseits, deren Verhältnis auf lange Sicht störte und voneinander entfremdete.[Europas letzte Könige. Die Monarchien im 20. Jahrhundert, S. 200] Dies hatte eine in den beiden letzten Kriegsjahren weitere Entfremdung vom preußischen Militarismus und deutschen Nationalismus zu Folge. Die meisten Historiker bewerten den Ersten Weltkrieg als ein "gesamtdeutsches Drama".[Österreich im 20. Jahrhundert, S. 81]
D, II) Haltung der politischen Parteien
a) Sozialdemokratie
Die Sozialdemokratie beschloss 1899 auf ihrem Parteitag eine staatsrechtliche Umgestaltung Österreich in einen "demokratischen Nationalitäten-Bundesstaat".[Rolf Steininger, Michael Gehler (Hg.), Österreich im 20. Jahrhundert. Von der Monarchie bis zum Zweiten Weltkrieg. Band 1, S. 25] Da die Sozialdemokratie den Prozess der Nationalisierung und der daraus entstandenen Probleme lange Zeit ignorierte, ihn der sozialen Frage nachstellte, schrumpfte sie nach Abspaltungen der tschechischen, südslawischen, polnischen und italienischen Sozialdemokraten zu einer rein "deutsch-österreichischen Partei - mit dem Ziel der Erhaltung der Donaumonarchie".[Harnisch, Ambivalenzen, S 184; Ders., Der lange Schatten, S. 125] Diese Haltung des Bewahrens war auch in den Jahren des Ersten Weltkrieges vorherrschend.[Österreich im 20. Jh, S. 26] 1916/17 propagierten die Sozialisten erstmals eine Absetzung des Hauses Habsburg und eine Angliederung der deutschsprachigen Gebiete an ein wohl zukünftiges republikanisches Deutsches Reich.[vd Heyde, S. 174]
b) Christlichsozial
Die Christlichsoziale Partei war seit ihrer Gründung 1887 eine größtenteils deutsch und katholisch geprägte Partei. In den Jahren des Ersten Weltkrieges war sie pro-Habsburg orientiert, erkannte aber im November 1918 die politische und gesellschaftliche Situation und stimmte als letzte Parlamentspartei einem Anschluss des republikanischen Rest-Österreichs an das Deutsche Reich zu.[Österreich im 20. Jahrhundert, S. 30 und 41] Im Oktober 1918 sprach sich der der Führer der Christlichsozialen Partei, Monsignore Hauser, dafür aus, dass Kaiser Karl zuerst auf seine Rechte verzichten müsse, um das Volk über die weitere Regierungsform entscheiden zu lassen.[S. 128]
c) Liberal - Deutschnational
Deutschnationale Strömungen als eine politisch anzusehende Grundstimmung, so wie die "Wahrung des deutschen Besitzstandes",[Betchtold, Die politischen Parteien, S. 164] sind seit den 1860er Jahren feststellbar und wurden 1882 im "Deutschnationalen Verein" zusammengeführt. 1879 verfasste der führende Ideologe Georg Ritter von Schönerer in "Mein Programm" Folgendes: "Österreich muß, seines Ursprunges und seiner Geschichte eingedenk, den Deutschen die Gewähr bieten, daß deren Nationalität nicht gefährdet werde und soll an der Solidarität der Deutschen in Österreich entschieden festgehalten werden." [Walter Kleindel, "Österreich, Daten zur Geschichte und Kultur", S. 276 (Wien 1995] Die deutschnationalen Sympathisanten waren zumeist einem städtischen Bildungsbürgertum zugeordnet. Das im selben Jahr begründete "Linzer Programm der Deutschnationalen" sah neben sozialpolitischen Forderungen auch eine engere Verbindung der deutschsprachigen Kronländer und von Böhmen und Mähren (dem Großteil der österreichischen Reichshälfte) an das Deutsche Kaiserreich vor, die Einführung des Deutschen als alleinige Staatssprache, des Weiteren eine Sonderstellung der österreichischen Länder Galizien und Bukowina, sowie eine nur auf die Person des Monarchen reduzierte Verbindung mit der Ungarischen Reichshälfte. Ideologen dieses Programms waren neben den deutschnationalen Proponenten Von Schönerer und Robert Patai auch der nachmalige Sozialdemokrat Victor Adler. Da die Ziele aufgrund sozialpolitischer Forderungen, vor allem aber aufgrund der auseinandergehenden Sichtweisen über die Ausformung der nationalen Sache, divergierend waren, zersplitterte sich die Bewegung in diverse radikale oder gemäßigte Gruppierungen. Im beginnenden 20. Jahrhundert verschärfte sich der Nationalismus und auch der Rassismus zusehends, sodass die jüdischen Befürworter eines liberalen Deutschnationalismus ausgeschlossen wurden, und die Katholiken aufgrund einer um sich greifenden antiklerikalen Haltung davon Abstand nahmen. Innerhalb des Deutschnationalen Lagers kristallisierten sich zwei Strömungen heraus; die der Mehrheit, die eine Wahrung des monarchischen Systems unter den Habsburgern, aber mit einer Aufrechterhaltung der Vormachtstellung der Deutschen befürworte, sowie eine radikale, sich allerdings in der Minderheit befindliche, "Alldeutsche Vereinigung" um Schönerer, die eine Zerschlagung der Habsburgermonarchie und den Anschluss der deutschsprachigen Länder an das Deutsche Reich anstrebte.
Exkurs Georg Ritter von Schönerer
Von Schönerer war ein eminenter Proponenten der Deutschnationalen Strömung und war bis in das Jahr 1913 Führer der "Alldeutschen Bewegung Österreich". Die Schlussworte seiner Rede vom 18. Oktober 1913 anlässlich der 100-Jahr-Feier der Völkerschlacht bei Leipzig: "Alldeutschland ist und war mein Traum! Heil dem Bismarck der Zukunft, Retter der Deutschen und Gestalter Alldeutschlands! Heil ihm, dreimal Heil!"
Exkurs 14-Punkte-Plan von Woodrow Wilson
E, I) Deutschösterreich und der verbotene Anschluss an das Deutsche Reich
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie im Herbst 1918 stand die Stimmung im deutschen Rest des ehemaligen Staates, der Republik Deutschösterreich, auf Anschluss an das nun gleichfalls republikanisch gewordene Deutsche Reich. Schlagwörter wie "Heim ins Reich!", "Ein Volk, ein Reich!", "Großdeutschland unsere Zukunft!" beherrschten nun die öffentliche Meinung.[Österreich im 20. Jahrhundert, S. 99] Artikel 2 der Verfassung lautete: "Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik",[Staatsgesetzblatt für die Republik Deutschösterreich, 1918, Nr. 45, S. 4f] ein Satz dem schon vorweg die Ablehnung des neuen Staates, "den keiner wollte" innewohnte, und der den Weg zu einem geeinten Deutschland aufzeigte. Federführend für diesen Anschluss zeigten sich neben den Deutschnationalen Gruppierungen die Kanzlerpartei der Sozialdemokraten. Staatskanzler Karl Renner betonte am 12. November 1918 in seiner Rede im Parlament die deutsche Einheit. Otto Bauer, Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten, übermittelte den Beschluss nach nationaler Vereinigung nach Berlin.[Österreich im 20. Jahrhundert, S. 101] Dem US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson wurde seitens Österreichischer Seite mitgeteilt, dass man "die enge staatsrechtliche Verbindung mit Deutschland wieder herstellen will, die vor 52 Jahren durch das Schwert zerrissen ist."[Österreich im 20. Jahrhundert, S. 101] [Näheres unter Haltung der Politischen Parteien] Diesen Anschlussgedanken eliminierte die Sozialdemokratie mit der nationalsozialistischen Machtübernahme im Jahr 1933 aus ihrem Parteiprogramm.[Historische Kommission beim Zentralkomitee der KPÖ: Die Kommunistische Partei Österreichs. Beiträge zu ihrer Geschichte und Politik. Globus Verlag Wien, 1987, Seite 245]
E, II) Haltung der politischen Parteien
a) Sozialdemokratie
Die Sozialdemokratie zeigte sich federführend für einen "Anschluss" Deutschösterreichs an das Deutsche Reich. Staatskanzler Karl Renner betonte am 12. November 1918 in seiner Rede im Parlament die deutsche Einheit: "Das Volk, dessen Stolz es immer war das Volk der Dichter und Denker zu heißen, ist im Augenblick tief gebeugt. Aber gerade in dieser Stunde soll unser deutsches Volk in allen Gauen wissen: Wir sind ein Stamm und eine Schicksalsgemeinschaft". Otto Bauer, sozialdemokratischer Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten, übermittelte den Beschluss nach nationaler Vereinigung nach Berlin: Deutschösterreich "habe seinen Willen kundgetan, sich mit den anderen deutschen Stämmen, von denen es vor 52 Jahren getrennt wurde, wieder zu vereinigen." Es beinhaltet weiters die Bitte von deutscher Seite in direkte Verhandlungen über eine Vereinigung mit Deutschösterreich einzutreten.[Österreich im 20. Jahrhundert, S. 101] Dem US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson wurde seitens Österreichischer Seite mitgeteilt, dass man "die enge staatsrechtliche Verbindung mit Deutschland wieder herstellen will, die vor 52 Jahren durch das Schwert zerrissen ist."[Österreich im 20. Jahrhundert, S. 101] Diese grundlegende Haltung der Sozialdemokratie ist dadurch verständlich, weil es unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg zu einer großen Arbeitslosigkeit und Hungersnot kam, aus dieser hinaus ein Anschluss an das Deutsche Reich als einzig probates Mittel erschien.[Karl Renner, "Denkschrift über die Geschichte der Unabhängigkeitserklärung Österreichs und die Einsetzung der provisorischen Regierung der Republik, S. 18f (Wien 1945)] Dadurch wurde auch der Idee eines großen Wirtschaftsraumes genüge getan. Weiters ging es den österreichischen Sozialdemokraten um einen geschlossenen sozialistischen Staat: "Wir wollen uns mit dem Roten Deutschland vereinen. Vereinigung mit Deutschland bedeutet jetzt Vereinigung mit dem Sozialismus."[Karl Stadler, "Hypothek auf die Zukunft. Die Entstehung der österreichischen Republik 1918-1921.", S. 68 (Wien - Frankfurt - Zürich 1968)] Paradoxerweise stimmten die Sozialdemokraten auch nach der Wahlniederlage der Deutschen Sozialisten für einen Anschluss.[Österreich im 20. Jahrhundert, S. 134] Diese Einstellung hat sich im Verlauf der 1920er Jahre verändert, so sich am Beispiel des Staatsfeiertages am Tag der Republikgründung [12. November] zu sehen, der von den bürgerlichen Schichten mehrheitlich als das Produkt der Arbeiterschaft aufgefasst wurde und daher auf eine gewisse Ablehnung stieß.[Ernst Bruckmüller, Sozialgeschichte Österreichs, Wien 1985, S. 467]
b) Christlichsozial
Gegenteilig wurde die Frage des Anschlusses von den Christlichsozialen beantwortet, die diese Forderung als einzige der drei großen Parteien ab 1918 nicht in ihrem Wahlprogramm hatte, diese Frage gar nicht berührte.[Österreich im 20. Jahrhundert S. 103] Generell ersieht man an der ablehnenden Haltung der bürgerlichen Schichten gegenüber des Staatsfeiertages am Tag der Republikgründung [12. November] auch deren Ablehnung in Bezug auf das republikanische System dieser Ersten Republik. Diese wurde mehrheitlich als das Produkt der Arbeiterschaft aufgefasst.[Ernst Bruckmüller, Sozialgeschichte Österreichs, Wien 1985, S. 467]
c) Deutschnational
Ebenso wie die Sozialdemokratie standen die Deutschnationalen für einen Anschluss an das Deutsche Reich.[Österreich im 20. Jahrhundert, S. 103] Gemeinsam mit diesen votierten sie im Laufe des Herbst 1918 für einen Anschluss des deutschen sowie deutschsprachigen Restes der Monarchie an das Deutsche Reich. Durch das 1919 ratifizierte Anschlussverbot anlässlich der Friedensverträge von Saint-Germain und Versailles mit (Deutsch-)Österreich und dem Deutschen Reich und des daraus resultierenden abflauenden Anschlussgedanken verlor das deutschnationale Lager an politischer Notwendigkeit und Einfluss.[Österreich im 20. Jahrhundert, S. 32ff] Generell ersieht man an der ablehnenden Haltung der bürgerlichen Schichten gegenüber des Staatsfeiertages am Tag der Republikgründung [12. November] auch deren Ablehnung in Bezug auf das republikanische System dieser Ersten Republik. Diese wurde mehrheitlich als das Produkt der Arbeiterschaft aufgefasst.[Ernst Bruckmüller, Sozialgeschichte Österreichs, Wien 1985, S. 467]
f) Exkurs in der Haltung des Deutschen Reiches zum Verhältnis mit Österreich
Ambivalenz herrschte darüber in der neuen Deutschen Republik; während die Regierung diese Frage abschlägig beurteilte, stieß der seitens Deutschösterreich gewollte Anschluss in der Bevölkerung auf eine breite Zustimmung.
g) Exkurs über die Erörterung des Staatsfeiertages
Ein Feiertag der den gesamten Staat, die Nation mit einbeziehen will, benötigt ein kollektives Gedächtnis. Dieses hatte die Erste Republik nicht, denn sie war “keine Frucht des zähen Kampfes der Bevölkerung, sie war 1918 [wie 1945] ein Resultat weltpolitischer Konstellationen, an denen die österreichische Bevölkerung nur einen bedingten Anteil hatte.”[Ernst Hanisch, Historische Überhänge in der österreichischen politischen Kultur. In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 13 (1984), S. 15-19] Am 25. April 1919 wurde der 12. November in der Sitzung der “Konstituierenden Nationalversammlung für Deutschösterreich" zum Staatsfeiertag bestimmt "Zum immerwährenden Gedenken an die Ausrufung des Freistaates Deutschösterreich wird der 12. November eines jeden Jahres als allgemeiner Ruhe- und Festtag erklärt."[Staatsgesetzblatt 85. Stück Nr. 246/1919. Gesetz vom 25.4.1919 über die Erklärung des 12. November und des 1. Mai als allgemeine Ruhe- und Festtage.] Dieser Feiertag, der bewusst nicht als Nationalfeiertag eingeführt wurde, wurde seitens der Bevölkerung nur in geringen Maßen angenommen, da eben eine Identdifikation mit dem Staat den keiner so recht wollte fehlte. Hier spielte natürlich auch der verlorene Weltkrieg, das Abtreten des Hauses Habsburg, der ungewollte Staat Österreich sowie der seitens der Siegermächte des Ersten Weltkrieges verbotene Anschlussgedanke an das Deutsche Reich mit, der vor allem in bürgerlichen und deutschnationalen Schichten führend war.
Österreich im Ständestaat, das bessere Deutschland
Exkurs Otto von Habsburg
Der zumeist im belgischen Exil lebende Kaisersohn und ehemalige Thronfolger Otto von Habsburg stand aufgrund seines praktizierten Katholizismus und seiner legitimistischen Haltung in erbitterter Gegnerschaft zum vom Nationalsozialismus geführten Deutschen Reich und dessen aggressive politische Haltung zu Österreich.[Die Erben des Kaisers, S. 99] Diese Ablehnung trat auch auf seitens des Führers Adolf Hitler zutage, der in seinem Werk "Mein Kampf" den Vielvölkerstaat der Habsburger verurteilte, der "die Belange des deutschen Volkes immer und immer wieder um schmählicher eigener Vorteile wegen" verraten hätte.[Die Erben des Kaisers, S. 99] Dieses Reich leistete ab 1935 die entschiedenste Gegnerschaft einer Restauration unter Habsburg. Hier wurde Habsburg seitens der NS-Propaganda offen als Agitator einer jüdischen und marxistischen Bewegung in Verbindung gestellt.[Baier, Demmerle, S. 94f] Ab 2937 wurden die Drohgebärden stärker, als bei einer Restauration unverhohlen mit einem deutschen Einmarsch in Österreich gedroht wurde. Der deutsche Außenminister Konstantin von Neurath sagte hierzu, "dass eine etwaige Restauration der Habsburger das geeignetste Mittel für Österreich sei um Selbstmord zu begehen."[Peter Böhmer, Ronald Faber, "Die Erben des Kaisers. Wem gehört das Habsburgervermögen?", S. 89] In einem persönlichen Treffen mit dem österreichischen Kanzler Kurt Schuschnigg betonte Otto von Habsburg, dass eine Restauration das einzige Mittel sei um Österreich vor Hitler-Deutschland zu retten. Schuschnigg wollte aber den richtigen Zeitpunkt für eine habsburgische Restauration abwarten. Da die Aggression von deutscher Seite zunahm, richtete Habsburg Anfang 1938 an Schuschnigg den dringenden Appell ihm die Kanzlerschaft zu übertragen. Dieser winkte aber ein weiteres Mal ab.[Die Erben des Kaisers, S. 91] Habsburg ging in seinem legitimistischen Österreich-Bewusstsein noch einen Schritt weiter, als er kurz vor dem "Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich" an Schuschnigg appellierte ihm die Nacht zu überlassen: "Sollen Die einen Druck von deutscher oder von betont nationaler Seite nicht mehr widerstehen zu können glauben, so bitte ich Sie, mir, wie immer die Lage auch sei, das Amt eines Kanzlers zu übergeben. Ich bin fest entschlossen, zum Schütze von Volk und Staat bis zum Äußersten zu gehen..."[zitiert nach Baier, Demmerle, S. 108] Der deutsche Einmarsch in Österreich im März 1938 trug bezeichnederweise den Codenamen "Otto". Habsburg verurteilte diese Annexion im Folgenden: "Als Nachkomme einer Dynastie, die Österreichs Größe und Wohlstand durch 650 Jahre geleitet hat", erhob er "den empörtesten Protest gegen die unerhörte Aggression von deutscher Seite, der Österreich zum Opfer gefallen ist." [Die Erben des Kaisers, S. 99 und 100] Weiters setze er seine "ganze Hoffnung in Gott", dass 'Österreich seine Freiheit wieder gewinnen werde, und bitte alle Völker, Österreich zu befreien'.[Die Erben des Kaisers, S. 100 nach Baier, Demmerle, S. 117] Seitens der Nationalsozialisten wurde Habsburg als Hochverräter gehandhabt, der "in der letzten Zeit den Versuch unternommen [hat], England und Frankreich zu einer Intervention wegen der vollzogenen Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich zu veranlassen. Die ehemalige kaiserliche Familie galt als Feind eines geeinten Deutschland, Ex-Kaiserin Zita wurden seitens völkischen Verschwörungstheorien "deutschfeindliche Erziehungsgrundsätze" unterstellt.[Die Erben des Kaisers, S. 100]
F, II) Exkurs über die Erörterung des Staatsfeiertages
1934 wurde der 1. Mai zum Staatsfeiertag erhoben. Bundeskanzler Engelbert Dollfuß führte dies wie folgend aus: “Wir haben den 1. Mai hierzu gewählt, absichtlich gewählt, weil der 1. Mai der Träger der Symbole der erwachenden und erwachten Natur, auch gleichzeitig der Tag der Jugend ist, als Tag der Arbeit gilt und den Beginn des der Mutter Gottes geweihten Monats kündet. Der neue Staatsfeiertag am 1. Mai, der zum Kampftag proletarischer Klasseninteressen erniedrigt worden ist, soll wieder Tag der Arbeit, der Tag aller Arbeiter werden, dem die Wertung der Arbeit aller arbeitenden Menschen, ihr Zusammengehörigkeitsgefühl, das Gefühl des Aufeinanderverwiesenseins, das Gefühl des Einanderverpflichtetseins Inhalt und Form gibt (...)"[Die Mairede des Bundeskanzlers, Neue Freie Presse 2. 5. 1934]
G, III) Pro Österreichische Identität
Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten sich drei Parteien, SPÖ, ÖVP und KPÖ. Während ÖVP und KPÖ eine eigenständige Österreichische Nation beanstandenden, führte die Sozialdemokratie eine gewisse Skepsis in die Debatte. Nicht zu übersehen ist hierbei, dass der von 1938 bis 1945 herrschende Deutsche Nationalismus das Deutschtum in allen Formen nachträglich diskreditierte.
H, I) Die politischen Parteien
a) Volkspartei
Die ÖVP war ab 1945 unentwegt bemüht, eine Österreichische Kontinuität im Sinne eines schon seit dem Ständestaat der 1930er Jahre prolongierten und forcierten Österreich-Bildes zu erstellen. ÖVP-Bundeskanzler Leopold Figl am 21. Dezember 1945 hierzu: "Wenn wir immer wieder mit allem Fanatismus heimatverwurzelter Treue betonen, da? wir kein zweiter deutscher Staat sind, daß wir kein Ableger einer anderen Nationalität jemals waren noch werden wollen, sondern daß wir nichts sind als Österreicher, dies aber aus ganzem Herzen und mit jener Leidenschaft, die jedem Bekenntnis zur Nation innewohnen muß, dann ist dies keine Erfindung von uns, die wir heute die Verantwortung für diesen Staat tragen, sondern tiefste Erkenntnis aller Menschen, wo immer sie stehen mögen in diesem Österreich." [Leopold Figl, Reden für Österreich. Mit einer Einleitung von Ludwig Reichhold, Wien - Frankfurt - Zürich 1965, 59 f] Seitens der Kommunistischen Partei war Ernst Fischer tätig eine Österreichische Selbstständigkeit in dessen eigenständiger Kultur zu suchen.[Ernst Fischer, Die Entstehung des österreichischen Volkscharakters, Wien 1945.]
b) Sozialdemokratie
Hierzu in Kontrast ist die ideologische Linie der SPÖ zu sehen, die das offen propagierte Österreich-Bewusstsein seitens der ÖVP als Reaktivierung alter Ideen aus dem austrofaschistischen Ständestaat ansah. Auch führte die SPÖ eine Opposition gegen die Linie der ÖVP als die pro-Österreich-Partei.
H, II) Exkurs über die Erörterung des Staatsfeiertages
Der Kriegsverlauf der schlussendlich 1945 zur Befreiung von der nationalsozialistischen Herrschaft führte, wurde seitens der Bevölkerung ämbivalent aufgenommen, da sie entweder Systemlinge resp Nutznießer oder Gegner ebendieses waren. Im Bezug auf einen Staatlichen Feiertag, der den gesamten Staat, die Nation mit einbeziehen will, fehlte hierzu ein kollektives positives Momentum. Dieses hatte die Zweite Republik nicht, denn sie war “keine Frucht des zähen Kampfes der Bevölkerung, sie war 1945 [wie schon 1918] ein Resultat weltpolitischer Konstellationen, an denen die österreichische Bevölkerung nur einen bedingten Anteil hatte.”[Ernst Hanisch, Historische Überhänge in der österreichischen politischen Kultur. In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 13 (1984), S. 15-19] Aufgrund dieser Vakanz und natürlich auch aufgrund dadurch, dass die Befreiung zeitgleich eine schwere Niederlage war und die Alliierten Siegermächte den Staat zehn Jahre lange in Besatzungszonen aufgeteilt hatten, wurde zwischen 1945 und 1955 kein offizieller Staatsfeiertag begangen.
I, A) Haltung der politischen Parteien
a) Sozialdemokratie
b) Volkspartei
c) Drittes Lager, Freiheitliche Partei
Die Antithese zu einer eigenständigen österreichischen Nation vertrat die FPÖ auch 1966 anlässlich einer Parlamentsdebatte bezüglich des Nationalfeiertages. Nationalrat Friedrich Peter in seiner Stellungnahme:
“Die freiheitliche Fraktion bekennt sich zu einem Tag, der dem Gedenken des Vaterlandes gewidmet ist. Die freiheitliche Fraktion bekennt sich ebenso zu allen Maßnahmen, den Vaterlandsbegriff zu heben, zu festigen und ihn in den Herzen aller Staatsbürger zu verankern. In diesem Sinne bejaht die freiheitliche Fraktion einen Staatsfeiertag, der alle Bürger dieses Landes miteinander verbindet. Die Freiheitliche Fraktion kann sich aber nicht zu einem
sogenannten österreichischen Nationalfeiertag bekennen, der neue Gräben zwischen den Bevölkerungsteilen dieses Landes aufreißt. Die freiheitliche Fraktion kann sich darüber hinaus nicht zu einem österreichischen Nationalfeiertag bekennen, der nichts anderes als eine Abkehr von der historischen Wahrheit darstellt. Aus diesem Grunde sagt die freiheitliche Fraktion zum
österreichischen Nationalfeiertag nein."[Stenografisches Protokoll des Nationalrates 11. GP, 62. Sitzg., 28.6.1967, S. 4882]
Exkurs über die Erörterung des Staatsfeiertages resp. Nationalfeiertages
Mit dem Inkrafttreten des Staatsvertrag es am 27. Juli 1955, der die Wiederherstellung der Souveränität darstellte, veränderte sich die öffentliche Meinung und politische Stimmung dahingehend, dass auf Forcierung des Bundesministers für Unterricht Heinrich Drimmel seitens der ÖVP hin ein Erlass ausgegeben wurde, der die gesetzlichen Rahmenbedingungen darstellte: "Österreichischer Unabhängigkeitstag, Maßnahmen in den Schulen – An dem Tag, da der letzte fremde Soldat den Boden Österreichs verläßt, wird die Jugend einen großen Augenblick der Geschichte unseres Vaterlandes erleben. Jeder Lehrer wird sich verpflichtet fühlen, dafür zu sorgen, daß der Sinn dieses Ereignisses von der Jugend tief und unverlierbar erfaßt wird (...) am 25. Oktober findet in jeder Schule Österreichs eine feierliche Hissung der Flagge der Republik statt.”[Verordnungsblatt des Bundesministeriums für Unterricht Nr. 83/1955 vom 1. 10. 1955] Im Folgejahr wurde seitens Minister Drimmel verlautbart alljährlich den 26. Oktober, den Tag der Neutralitätserklärung Österreichs, als "Tag der österreichischen Fahne" zu feiern. Hiermit hat sich die Wertigkeit von der Tatsache, dass die alliierten Soldaten Österreich spätestens mit 25. Oktober verlassen hatten dahingehend verschoben, dass man nun die immerwährende Neutralität in den Vordergrund stellte, die eben am 26. Oktober in Kraft getreten ist. Diese Verordnung zielte darauf ab die jungen Österreicher in den Schulen, sowie in die gesamte Bevölkerung "das Bekenntnis zu den österreichischen Farben immer stärker zu verwurzeln und die Bedeutung des Wiedererstehens Österreichs als selbständigen neutralen Staat immer mehr bewußt zu machen", ohne - explizit erwähnt - "einen neuen Staatsfeiertag schaffen zu wollen."[Wichtige Beschlüsse des Ministerrates, Wiener Zeitung 12. 9. 1956, Seite 7] Da Österreich auch im Jahr 1961 das einzige Land in Europa war, das keinen Nationalfeiertag hatte,[Österreich: Land ohne Nationalfeiertag. In: Das Kleine Volksblatt 27.10.1961, S. 2] aber das nationale Bewußtsein seines Staatsvolkes erheblich gediehen ist,[Georg Wagner, Von der Staatsidee zum Nationalbewußtsein (I) – Die Meinungsumfragen über die
österreichische Nation 1956-1980 (II). In: Georg Wagner (Hrsg.), Österreich. Von der Staatsidee zum Nationalbewußtsein] setzten die politischen Parteien 1965 in einer breiten Kohärenz (exklusive der FPÖ) den 26. Oktober als Tag der immerwährenden Neutralität als Nationalfeiertag fest.[Bundesverfassungsgesetz BGBl. 298/1965] 1967 wurde der Nationalfeiertag in den Rang eines gesetzlichen Feiertages erhoben.[Bundesverfassungsgesetz BGBl. Nr. 263 und 264, 18.6.1967, 60. Stück] Der Staatsvertrag und die Neutralität manifestierten sich als die “Geburtsurkunden des österreichischen Nationalbewußtseins”.[Reiterer u.a. Nation und Nationalbewußtsein, S. 208]
Ergänzungen
Eines der Jahresthemen der Katholischen Jugend lautete: "In der Liebe zu Österreich soll uns niemand übertreffen!"
Erhard Busek: "Die Diskussion über Österreich als Nation ist meines Erachtens heute überholt, denn inzwischen ist längst auch der 'Nationalstaat' in Frage gestellt."[Erhard Busek, "Lebensbilder", Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, S. 91, 2014]
Abschließend sei die Frage nach einer Österreichischen Identität und Nation zu eruieren und zu erklären. Laut Definition gibt es diverse Arten von Nationen, neben einer Kulturnation findet sich auch die Willensnation, in der sich die heutige österreichische widerspiegelt. Wann kann von einer sich im Habsburgerreich entwickelten Deutschen resp. Österreichischen Supranationalität und abschließend von einem Österreichertum gesprochen werden? Um dieses Konvolut faktisch beantworten zu können bedarf es erstens einer Einteilung der Bilateralität zwischen Deutsch und Österreichisch in historische Epochen, zweitens einer Unterscheidung des Hauses Österreich und seiner Bevölkerung, und drittens eine Unterscheidung jener in den diversen Gebieten innerhalb sowie außerhalb des HRR.
Deutsch oder Österreichisch
Haus Österreich im Spannungsfeld mit seiner Bevölkerung
Herrschaft zu Österreich
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Während man in der Zeit des Mittelalters und der Frühen Neuzeit von einem identen Gefühl des Österreichisch-Sein mit dem Deutschtum ausgehen kann, kam es aufgrund der zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert beginnenden Expansion der Habsburgermonarchie in den Süden und in den Osten Europas, in den slawischen und italienischen Sprachraum hinein, zu einer Veränderung der eigenen Wahrnehmung. Hierbei steht das Österreichisch-Sein als eine bejahende Anlehnung an die Herrscherfamilie, welches sich auch auf die nichtdeutsche Bevölkerung bezog. Auch spielte die katholische Religion eine tragende und verbindende Rolle. Somit wurde im alten deutschsprachigen Österreich als Teil des HRR neben der Deutschen Identität eine supranationale, an die Habsburger angelehnte, Identität geschaffen, die aber noch in keinem Widerspruch zum allgemeinen Deutschtum stand. Durch die Expansion des Habsburgerreiches über die Grenzen des HRR hinaus - und eine somit politisch als auch gesellschaftlich vollzogene Verbindung von Gebieten in- und außerhalb des HRR zu einem Herrschaftsbereich wurde parallel ein zweites Reich mit einem universellen Anspruch geschaffen, in dem die österreichischen Deutschen die Führungsrolle aller darin versammelten Nationen innehatten. Seitens des Hauses Österreich wurden durch deren Supranationalität die Devisen "A.E.I.O.U." und Tu Felix Austria nube (Du glückliches Österreich heirate) mit einer gewissen Intensität in das nationale Denken des Volkes transformiert. Maximal kann hierbei ausgegangen werden, dass sich dieser Logik folgend die Bewohner des Österreichischen Kernlandes neben deren Deutschtum auch als Österreicher im Sinne einer Regionalität und oder einer Verbindung zum Haus Österreich verstanden. Hierbei konnte sich wohl eine deutsch-österreichisches
Bewusstsein begründen, eine Kombination aus einer Orientierung an die Dynastie und die Staatlichkeit der Habsburgermonarchie sowie sprachlich und kulturell an das Deutschtum.
II, b) Die Habsburgischen Länder außerhalb des HRR
Dieses transformierte Österreich-Sein ist aber als Allegorie im Bezug auf das Haus Österreich zu verstehen und daher nicht unbedingt umlegbar auf die Slawen, Ungarn, Italiener und Gruppierungen anderer Ethnien des Gesamtkomplexes der Habsburgermonarchie, die sich auch außerhalb des deutsch dominierten HRR befanden. Die Bewohner der Länder der ungarischen und böhmischen Krone waren vordergründig mit den diversen Herkunftsländern, sprich ihren regionalen als auch lokalen Kulturkreisen verbunden. Anders als bei der deutschen Bevölkerung und den Bewohnern der zum HRR gehörigen Länder kann bei der Bevölkerung der außerhalb des HRR liegenden Gebiete nur in einer unterschwelligen Logik davon ausgegangen werden, dass sich diese als Österreicher empfanden, und hierbei nur im Sinne einer Verbindung mit den Habsburgern als dem Haus Österreich.
Wann aber kann man von einer einsetzenden eigenständigen Österreichischen Identität resp. einer beginnenden eigenen Staatlichkeit außerhalb eines Deutschland-Begriffes ausgehen? Einer der historischen Marksteine war einerseits die Zusammenfassung der Habsburgischen Königreiche und Länder in einem Kaisertum Österreich im Jahre 1804, andererseits die Niederlegung der Krone des HRR und dessen Ende durch den Österreichischen Kaiser Franz II zwei Jahre danach. Durch seine erste Handlung schuf Franz ein zweites Reich mit universellen Charakter, welches zwei Jahre quasi parallel und überschneidend mit dem alten HRR existierte. Es ist dies sozusagen ein neues Reich, kein zweites Deutsches Reich, sondern das erste Österreichische, in einem über dem Nationalstaat stehenden Reich. Hier sehen wir die Verschiebung der Reichsidee vom HRR hin in das speziell Habsburgische Reich. Ob und wie man dadurch von einem Österreich-Sein sprechen kann sei dahingestellt, da sich die Habsburger und deren Untertanen, zumindest die Deutschen der Monarchie, selbstverständlich als Deutsche sahen. Österreichisch-Sein war eine pro-Habsburgische Haltung sowie eine Verbindung zu den österreichischen Stammländern, das kein Deutschtum ausschloss. Hier wurde mit dem beginnenden 19. Jahrhundert der Grundstein einer zweiten Identität der österreichischen Deutschen begründet. Anders war es mit den nicht-deutschsprachigen Bewohnern der Monarchie bestellt, die sich primär mit ihren historischen Ländern und durch ihre Sprachen identifizierten. Österreichisch-Sein bezog sich hierbei auf die Dynastie der Habsburger, das Haus Österreich. Mit der Beendigung des HRR verpflanzte sich die Idee des Kaisertums einmal vollständig auf Österreich.
Durch die Gründung des Deutschen Bundes 1815 wurde Österreich mit seinen vormals zum HRR gehörigen Gebieten erneut Mitglied in einem deutschen Staatenbund, dem sie auch als Präsidialmacht vorsaß. Da sich Österreich aber schon im Laufe des 18. Jahrhunderts von den anderen deutschen Ländern wegentwickelte, sollte man seine Präsidialmachtstellung auch im Licht einer Remiszenz und einem traditionellen Zuspruch an das Haus Österreich und seine Rolle im HRR sehen.
Burschenschaft
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Österreichisch- oder Deutsch-Sein zumeist synonym behandelt, da nun beides gewachsene Identitäten darstellten. Natürlich war bei den pro-Habsburgischen und katholischen Kreisen der Österreichgedanke ein Führender, während das vorwiegend Deutschnationale und Protestantische Klientel zum alleinigen Deutschtum tendierte.
Nach der Entscheidung in der Deutschen Frage im Jahre 1866 im Sinne einer Kleindeutschen Lösung - dem historisch eigentlich widrigen und paralogischen Ausschluss Österreichs aus der deutschen Staatengemeinschaft - der Gründung des Norddeutschen Bundes und dem Deutschen Kaiserreich unter der Ägide Preußens sowie des Österreichischen Ausgleichs mit Ungarn vollzog sich ab den 1860/1870er Jahren eine Entwicklung zu zwei parallel existierenden Deutschen Staaten, den der Reichsdeutschen sowie den der Deutschösterreichischen resp. österreichischen Deutschen. Die letztere Gruppe war wiederum in diverse Strömungen aufgegliedert, vom österreichisch-habsburgischen Patriotismus bis hin zum bedingungslosen Deutschnationalismus um Georg Ritter von Schönerer. Diese Groß- und Alldeutschen Kräfte standen in großer Ablehnung zum Habsburgerstaat, den seitens der Dynastie besetzten Österreich-Begriff und forderten einen Anschluss der deutschsprachigen Gebiete an das Deutsche Reich. Aufgrund der Nationalitätenvielfalt und des überall stark auftretenden Nationalismus in der Österreichischen Reichshälfte, im Kaisertum Österreich, musste der Kaiser eine Politik der Verständigung führen, was die Deutschen in der Monarchie schwächte und tendenziell in eine nicht nur dezente Opposition gegen Habsburg brachte.
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Da das Österreich-Bewusstsein eminent mit der Dynastie und dem Reich der Habsburger verwoben war, wurde dieses Gefühl nach dem für die Monarchie unglücklichen Ende im Herbst 1918 nachträglich diskreditiert. Auch die Ausformung des Deutsch-Sein änderte sich grundlegend, da dies in der Monarchie noch das Deutschtum innerhalb jener bedeutete, nach 1918 aber eine staatliche Verbindung mit dem Deutschen Reich bedeutete. Dadurch erlebten in der Gesellschaft auch die Alldeutschen Ideen des Georg Ritter von Schönerer und seines Kreises eine überproportionale Renaissance. Noch vor der Gründung der Ersten Republik wurde der Österreich-Begriff vorsorglich so gut als möglich übergangen und der nachmalige sozialistische Staatskanzler Karl Renner bezeichnete das deutsche Österreich in der provisorischen Verfassung als Südostdeutschland. In der Namensfindungsphase kursierten diverse weitere Staatsnamen wie Hochdeutschland, Deutsches Bergreich, Donau-Germanien, Deutschmark, Treuland oder Deutsches Friedland. Am 21. Oktober 1918 traten die Reichsratsabgeordneten des deutschen Österreich zur Provisorischen Nationalversammlung zusammen und legten hierbei auch den Namen Staat Deutsch-Österreich fest. Der Artikel 2 lautet, dass dieser Staat ein „Bestandteil der Deutschen Republik“ ist. Dass der Österreich-Begriff nicht vollständig getilgt wurde war der Vehemenz der Christlichsozialen Partei geschuldet, die diesen historischen Namen nicht verlieren wollten. Das starke deutsche Element betonte und forcierte auch das sozialdemokratische Staatsoberhaupt Karl Seitz in seiner Rede vom 5. März 1919: „Wir legen heute den Grundstein für ein neues Deutschösterreich. Dieses neue Deutschösterreich wird errichtet werden nach dem Willen des deutschen Volkes.“ Die Konstituierende Nationalversammlung prolongierte am 25. April den 12. November als Datum der Ausrufung des Staates Deutschösterreich, als Staatsfeiertag. Es ist hierbei ersichtlich, dass es sich bewusst um keinen Nationalfeiertag handelte, da eine große Anzahl der Bewohner sich eben nicht als Teil einer österreichischen Nation empfanden, sondern primär als Deutsche und einen Anschluss an das Deutsche Reich als Allheilmittel in der problematischen Situation und gesellschaftlicher Stagnation empfanden. Dass aber dieser Staat aber trotzdem nicht Teil dieses Deutschen Reiches wurde, noch Deutsch-Österreich hieß lag am Friedensvertrag von Saint-Germain, der am 10. September 1919 Gültigkeit bekam und in dem die Alliierten Siegermächte eine Trennung von Deutschland durch setzten und den Namen Republik Österreich forderten. Durch das aktive Anschlussverbot forcierte der Staat erstmal eine Annäherung und Gleichstellung der Administration und der Gesetze an das Deutsche Reich, um einer eventuellen späteren staatlichen Verbindung Vorschub zu leisten. Trotz allem entwickelte sich parallel aber konträr dazu ein neues Österreichbewusstsein, das durch Broschüren oder Kulturführer eine Eigenheit forcieren sollte.
Die Proponenten des Bundesstaates Österreich, dem Ständestaat, prolongierten ab 1934 ein eigenständigeres Österreich-Bild, welches sich zum eigenen Deutschtum bekannte, aber gleichsam die historischen und kulturellen Leistungen der Vergangenheit hervorhob um sich dadurch dezetiert vom Deutschen Reich abzugrenzen. Die Regierungen Dollfuß und Schuschnigg bezeichneten Österreich als das bessere Deutschland.
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Die Staatsmännern und die Gesellschaft mussten nach 1945 ein neues nationales Selbstbewusstsein, das Österreichbewusstsein, im Sinne einer Eigenstaatlichkeit finden. In Konterdiktion zu der Ersten Republik stand hier das Erkennen und Erleben der ökonomischen, politischen sowie gesellschaftlichen Lebensfähigkeit Österreichs als Kleinstaat. Die Erklärung zur immerwährenden Neutralität von 1955 gab der Entwicklung Vorschub, in der die Bevölkerung den Staat in seiner Selbstständigkeit begreifen konnten, frei von verlorenen Großmachtallüren, dem Anschluss an das Deutsche Reich und dem Zweifel an der Lebensfähigkeit des jungen Staates.
I) Fragestellungen und Befindlichkeiten in der Österreichischen Gesellschaft
I, a) Spezielle Erörterungen
I) Im Bereich des Sport anhand von ausgewählten Anlässen
I) Fußballweltmeisterschaft 1978 in Argentinien, das Wunder von Cordoba
I) Fußballweltmeisterschaft 1982 in Spanien, die Schande von Gijon (Nicht-Angriffspakt)
I) Im Bereich der Unterhaltung, des Films anhand von ausgewählten Beispielen
I) Ein echter Wiener geht nicht unter (Mundl)
I) Bockerer
I) Piefke-Saga
"Scheiß-Piefke"
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Zu beachten:
Zu bemerken sei, dass Preußen nicht nur der Untergang von Österreich war, sondern paradoxerweise auch der des modernen Deutschlands. Während Österreichs innerdeutscher Konkurrent Preußen 1871 als Staat und 1947 auch als Land aufgelöst wurde, nicht mehr zeitgenössischen Bestand hat, konnte sich Österreich seine Staatlichkeit erhalten. Es hat auf seiner Werdung hin zwar Deutschland verloren, besteht aber im Gegensatz zu Preußen auch heutzutage.
Einzug. Lord Acton: "Das Zusammenleben verschiedener Nationen unter dem gleichen Staat deutet einen Stand größeren Fortschritts an als die nationale Einheit, die das Ideal des modernen Liberalismus ist."
Die Österreichische Identität und Nationalität versinnbildlicht sich einerseits in der universellen Kaiser- und Reichsidee, dem in globalen Aspekten denkenden Haus Habsburg, und andererseits auf seinem aus ebendiesen multikulturellen Kontext entstammenden supranationalen Deutschtum. Seine historische Identität und Notwendigkeit kann nur aus seiner Rolle des Universellen heraus betrachtet werden. Die Zurückstufung Österreichs in jeweiliger Form auf eine Singularität im nationalen Aspekt kann seiner gewachsenen Rolle nicht gerecht werden. Eine Supranationalität im Deutschen Sinn schuf seit dem Zeitalter des Barock einen zunehmend eigenen Weg, der schon damals von den übrigen deutschen Staaten unterschieden werden musste. Im beginnenden Zeitalter des Nationalismus war es Österreichs historischer Paralogismus nach dem verlorenen Deutschen Krieg von 1866 Deutschland dem machthungrigen Preußen zu überlassen, was im Zeitalter des Nationalismus unausweichlich zu beiden von Deutscher Seite (mit-)verursachten Weltkriegen führen musste. Durch diesen Verlust Deutschlands hat sich Österreich ab den 1870er Jahren schließlich endgültig zu einem eigenständigen Deutschtum mit seiner historischen Verbindung zu den Slawen, Ungarn und anderen Völkern der Monarchie vollständig im Sinne eines Universellen entwickeln müssen und können. Österreich beanstandete dadurch wohl gezwungenermaßen eine supranationale Form des Deutschtums, in welcher man eben nicht nur dem geeinten Deutschland eine deutsche Nationalität zugestand. Markante und folgenreiche Annäherungen in den Jahrzehnten nach dem Ersten Weltkrieg und das gemeinsamen Wirken mit den sogenannten Reichsdeutschen im Dritten Reich, vollendete 1945 eine Zäsur, die bedingungslos zu einer Abgrenzung und Identitätssuche seitens der österreichischen Seite führen musste. Das eminente Wirken von Österreichern in der Paneuropa-Bewegung und schließlich sein Aufgehen in einem geeinten Europa zum Ende des 20. Jahrhunderts hin ist seiner Entwicklung entsprechend und angemessen. Eine Frage des Deutschtum scheint sich hierbei heutzutage mehrheitlich gänzlich unterzuordnen, da eben Österreich sein ursprüngliches Deutschtum in sein supranationales Konzept eingliederte und es in der jüngeren historischen Entwicklung ab 1945 zu seiner eigenen Identität machte.